Philharmonie in Bonn Jaroussky und Stutzmann singen

BONN · Philippe Jaroussky ist ein künstlerisch äußerst neugieriger Mensch, der nicht nur (ähnlich wie Cecilia Bartoli) Notenbibliotheken für seine Raritätenprogramme akribisch durchstöbert, sondern gerne auch im Sinne einer interpretatorischen Bandbreite experimentiert.

Was Dirigenten betrifft, so arbeitet Philippe Jaroussky gerne mit Christina Pluhar und Emmanuelle Haim zusammen, seit jüngstem auch mit Nathalie Stutzmann.

Stutzmann, die den meisten Musikliebhabern eher als Altistin mit samtig-elegischer Stimme bekannt sein dürfte, hat sich mit dem von ihr 2009 gegründeten Kammerorchester Orfeo 55 einen Lebenstraum erfüllt und füllt ihre neue Rolle hörbar überzeugend aus. Die Musiker spielten in der Kölner Philharmonie unter ihrer (gestisch fraglos etwas unorthodoxen) Leitung lebendig atmend, spritzig und technisch superb.

Ihr Gesang steht zu dem Jarousskys in größten Gegensatz: orphisches Dunkel kontra seraphische Helligkeit. Beider Tonumfang deckt sich in etwa (bis auf die Kontratiefe), und so konnten die beiden Künstler im ersten der beiden zugegebenen Duette ihre Partien nach einem Zwischenspiel spaßeshalber austauschen. Die übrigen Zwiegesänge im Vivaldi-Händel-Programm lebten vorrangig vom Kontrast der Stimmen.

Die von Nathalie Stutzmann wundervoll beseelt vorgetragene Arie "Vedro con mio diletto" aus Vivaldis "Giustino" gehört auch zum Repertoire von Philippe Jaroussky. Frappierend, dass Jarousskys "Paradiso"-Organ an diesem Abend besonders mit einer extrem schmerzgeprägten Arie aus Vivaldis "Farnace" überzeugte. Den heiteren Kehraus des Konzertes bildete ein auch szenisch köstlich serviertes Duett.

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