Kunstmuseum Bonn 2014 bietet eine Schau über Macke und Marc

BONN · Mit einer handfesten Überraschung, großer Zufriedenheit beim Intendanten Stephan Berg und den besten Zahlen seiner Amtszeit endet das Ausstellungsjahr im Kunstmuseum Bonn. Rund 93.000 Besucher kamen und sahen eine Reihe wirklich gelungener Präsentationen.

 Franz Marcs "Reh im Klostergarten" entstand im Jahr 1912.

Franz Marcs "Reh im Klostergarten" entstand im Jahr 1912.

Foto: Kunstmuseum

Der hoch anregende Dialog zwischen Mary Heilmann und Blinky Palermo sowie die noch laufende, herausragende Werkschau von Marcel Odenbach loteten und loten intellektuell zugespitzt und zugleich sehr sinnlich die Möglichkeiten des Bildes aus. Die Videonale war erneut ein wichtiges Update über den Zustand der Filmszene.

Mit dem "Expressionistischen Sommer" gelang eine wunderbare Klassiker-Schau dank August Macke und Co. Und mit "Heimsuchung. Unsichere Räume in der Kunst der Gegenwart" gab es einen echten Coup. Das Publikum goutierte diesen Parcours der abgedrehten und vertrackten Räume und Installationen. Die Überraschung: "Heimsuchung" lockte doppelt so viele Besucher an wie die Rheinischen Expressionisten.

Gerade wurde das Kunstmuseum in einer Kritikerumfrage der "Welt am Sonntag" mit dem Abteibergmuseum Mönchengladbach auf Platz eins gesetzt und für seine "kluge Mischung aus internationalen Größen und ortsbezogenen Themen" gelobt. Diese gelungene Mischung von 2013 wird kommendes Jahr wiederholt.

Höhepunkt des Jahres wird die groß angelegte Kooperation mit dem Münchner Lenbachhaus zu August Mackes 100. Todestag sein - am 26. September 1914 fiel der gerade einmal 27-jährige Maler in Frankreich. Macke auszustellen, ist eine schwierige Materie, gehört er doch zu den am besten erforschten Malern der klassischen Moderne, "der Kontinent ist gut vermessen" (Berg). Kurator Volker Adolphs fand aber eine Nische im abgegrasten Macke-Feld: Er wird die mitunter recht komplexe Freundschaft und künstlerische Beziehung von Macke und Franz Marc in den Mittelpunkt rücken.

Fast fünf Jahre Vorbereitung stecken in diesem Projekt, das rund 900.000 Euro verschlingen wird - das sind drei Jahres-Ausstellungsetats. Die großzügig vom Land NRW und einer Reihe Sponsoren geförderte Schau wird 190 Werke der beiden expressionistischen Maler zeigen. Auf das zentrale Schlüsselwerk wird man verzichten müssen: Das gemeinsam in Mackes Bonner Atelier gemalte "Paradiesbild" wurde 1980 an das Landesmuseum Münster verkauft und wird aus konservatorischen Gründen nicht mehr ausgeliehen. Das August Macke Haus nennt seine parallel zum Kunstmuseum gezeigte Schau treffend "Das (verlorene) Paradies". Berg nimmt diese Kooperation zum Anlass, die Verbindungen zwischen den Institutionen zu intensivieren.

Als zeitgenössische malerische Position des Jahres präsentiert Berg den Spanier Juan Uslé mit dem 1997 begonnenen Zyklus "Soñé que revelabas" (Ich träumte, dass du erscheinst). Jeder Pinselstrich dieser jeweils in der Nacht entstehenden dunklen Gemälde entspricht einem Herzschlag. Traum, Film, Fotografie und nicht zuletzt Goyas "Schlaf der Vernunft" gehen hier eine vielversprechende Verbindung ein.

Das große Thema des Kunstmuseums, die Reflexion über das Bild, zuletzt sehr stark durch Franz Ackermann bearbeitet, liegt 2014 in der Verantwortung des Düsseldorfer Akademieprofessors Andreas Schulze. Seine mitunter grotesken und in ihrer Farbigkeit aggressiven Bilder erobern den Raum, lassen ihn wie die Kulisse zu einem wilden Comic wirken. In den Raum dringen buchstäblich auch die Werke der Italienerin Tatiana Trouvé, die extra fürs Kunstmuseum eine Reihe von Installationen entwickelt. "Sehr rätselhaft", verspricht Berg und ist gespannt, wohin Trouvés Eingriffe in die Wände und die Platzierung von Wasserflächen führen werden.

Der Erfolg der Themenschau "Heimsuchung" beflügelt Berg zu einer neuen, vielversprechenden Reihe: 2015 soll es mit "Tele-Gen" um die Semantik und Ikonografie des Fernsehens gehen, 2016 stehen unter dem Arbeitstitel "Zeitvertreib" die Paradoxien der Zeit auf dem Programm. Ebenfalls in Planung: "Unheimliches Heim" mit Beckmann und Munch.

Das Ausstellungsjahr im Kunstmuseum Bonn

  • 30. Januar bis 4. Mai: "Tatiana Trouvé. I tempi doppi". Erste Einzelausstellung der Bildhauerin in Deutschland.
  • 27. Februar bis 25. Mai: "Juan Uslé". Der spanische Maler zeigt seinen Zyklus "Soñé que revelabas".
  • 29. Mai bis 17. August: "Dorothea von Stetten Kunstpreis". Schwerpunkt Tschechien.
  • 12. Juni bis 7. September: "Enthüllung und Verzauberung". Neuerwerbungen der fotografischen Sammlung.
  • Ab 25. September: "August Macke und Franz Marc. Eine Künstlerfreundschaft". Höhepunkt des Ausstellungsjahres.
  • Ab 9. Oktober: "Andreas Schulze". Malerei jenseits des traditionellen Tafelbilds.
  • Ab 23. Oktober: "Bonner Kunstpreis 2013". Ausstellung von Antonia Low
  • Ab 9. November: "Kerstin Ergenzinger - zeich[n]en". Ausstellung für Kinder. t.k.
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