Bundeskunsthalle Bonn Hamburger Kunsthochschule stellt im "Echoraum" aus

BONN · Heiter schwingende Yogamatten mit einem bunten Dekor, das auf die Farben von Pferderennställen anspielt, empfangen den Besucher der zweiten "Echoraum"-Ausstellung, die die Hochschule für Bildende Künste Hamburg in der Bundeskunsthalle präsentiert.

Fion Pellacini, Student bei Andreas Slominski, hat sich in Japan zu diesem Werk inspirieren lassen. Grelle Farben, schrille Werbeästhetik bestimmen den Flyer "Trans Super Express 3012", die herrlich abgedrehte Vision einer absurden Warenwelt, Konsumsatire pur. Der Besucher kann sich einen der in Gelb und Magenta gehaltenen Prospekte mit nach Hause nehmen.

Vom visuellen Overkill zum gepflegten Nonsense Karl-Valentinesker Prägung ist nur ein kurzer Weg: Utz Biesemann, der bei Thomas Demand studiert, zeigt im großen "Echoraum" Relikte einer bizarren Performance, die er am Eröffnungsabend zeigte.

Wer die nicht gesehen hat, kann im Studioraum eine verwandte, recht skurrile Aktion verfolgen; der Titel "Ein Raum und der hätte keine Richtung" gab dem sehr inspirierten Gastspiel der Hamburger das Motto. Feine Ironie begleitet die Arbeit "Venice" von Jenny Feldmann, Studentin von Slominski.

Ausgestattet mit einem grandiosen Raumgefühl hat sie einem über 20 Meter langen, engen Flur eine Prägung gegeben: Aus verschiedenfarbigem Laminat fügte sie ein intarsienartiges "Venezianisches Parkett" mit lauter 3-D-Effekten. Edel und kostbar sieht das aus - und ist doch nur Holzimitat in einem schrecklich banalen Funktionsraum.

Auch jenseits der ironischen Brechung überzeugt diese Ausstellung. So entführt die Villa Design Group mit delikaten Architekturzeichnungen in das Hotel de Paris - Teil einer Performance bei der Eröffnung. Zahava Rodrigo, Studentin von Raimund Bauer, vermisst durch ihre Aktion einen Raum, der durch Türen und andere Elemente geöffnet und verändert wird.

Eine Projektion wirft diesen variablen Raum füllend an die Wand, die so erweitert und zum Irritationsherd wird. Gegenüber hängen Schwarz-Weiß-Fotografien in hervorragender Qualität von Yuki Terasaka, Student von Demand. Thema ist die Skulptur im öffentlichen Raum, der Dialog mit der Kunst.

Wie ramponiert und kunstfeindlich dieser öffentliche Raum ist und wie deplatziert manche grauenhafte öffentliche Kunst darin wirkt, ist eine Botschaft von Terasaka. Die andere: Dem Menschen auf der Straße ist das ziemlich egal. Zwei wunderbare, in ihrer Machart sehr überzeugende Filme laden am Schluss der Schau zum Meditieren ein. Katja Lell, die bei Jeanne Faust und Hanne Loerck studiert, erzählt nur mit Diagrammen und Illustrationen aus einem Physikbuch und mit ihrer eher zarten, poetischen Stimme von Zeit und Raum, die im Fluss sind, von einem Leben, das allmählich verlöscht.

Alice Peragine, Studentin von Michaela Melián, markiert einen bis zum Horizont reichenden Naturraum - ein Feld in der Südbretagne - vor einer starren Kameraeinstellung: Nach einem klaren, starren System läuft sie parallel zum Horizont hin und her, kommt immer näher, lässt dabei Papiertücher fallen. Die sinken nicht planvoll auf das Feld, sondern steuern einen Prise Chaos in Peragines Konzept. Und das graugrüne, monotone Feld bekommt ein schönes Zufallsmuster.

Bundeskunsthalle, Friedrich-Ebert-Allee 4; bis 7. April. Di-Mi 10-21, Do-So 10-19 Uhr. Eintritt frei

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