Von Kunst bis Kitsch Beethoven-Haus präsentiert die italienische Sammlung Carrino

Bonn · Ein bisschen gleicht das großzügige Haus der Familie Carrino im norditalienischen Städtchen Muggia einer Beethoven-Gedenkstätte. Gemälde, Büsten, Münzen und viele andere Trouvaillen bedecken Wände, Tischchen und liegen in Vitrinen.

Die aus Olivenholz geschnitzte Pfeife zeigt den Kopf Beethovens.

Die aus Olivenholz geschnitzte Pfeife zeigt den Kopf Beethovens.

Foto: Sammlung Carrino

Kaum ein Quadratmeter in diesem Haus scheint nicht dem Komponisten zu gehören. Das jedenfalls suggerieren die Fotografien, die Sergio, Giuliana Carrino und ihr Sohn Ludovico ins Beethoven-Haus mitgebracht haben.

Dort ist nun ein nicht unbeträchtlichen Teil der insgesamt aus 9000 Objekten bestehenden Sammlung in der jüngsten Wechselausstellung "Eine Beethoven-Wunderkammer in Italien" zu sehen. Sergio Carrinos Liebe zu Beethoven entbrannte im Jahre 1967, als er in einem Restaurant im nahe seiner Heimatstadt gelegenen Triest zufällig einen alten Pianisten hörte, der für die Gäste spielte.

Die Musik, die dieser alte Mannes spielte, habe ihn wie ein Blitz getroffen. Seitdem schlägt sein Herz für den Komponisten aus Bonn. Einige Jahre später, so erfährt man im Beethoven-Haus, habe er von einer betagten Klavierlehrerin eine bronzene Beethoven-Plakette aus dem frühen 20. Jahrhundert geschenkt bekommen.

Mit diesem wertvollen Stück war der Grundstein der Sammlung Carrino gelegt. Die Leidenschaft für Beethoven, die weit mehr als nur ein Spleen des früheren Buchhändlers ist, hat schon früh auch seine Frau Giuliana ergriffen. Und auch ihr Sohn, der mit Bedacht auf den Namen Ludovico getauft wurde, bringt sich aktiv in die Pflege und Erweiterung der außergewöhnlichen Sammlung ein.

Kontakt zu Michael Ladenburger, dem Museumsleiter und Kustos der Sammlungen des Beethoven-Hauses hat die Familie seit 2005. Angesichts der Objektvielfalt lag es nahe, einen teil der Sammlung einmal in Bonn zu zeigen. "Die Sammlung enthält 90 Prozent Objekt, die wir nicht haben", sagte Ladenburger gestern bei einer Vorbesichtigung. Sie sei "völlig eigenständig" und in ihrer Art weltweit einzigartig.

Spannend an der Ausstellung ist die enorme Bandbreite der Auseinandersetzung mit der Person und dem Werk Beethovens, die von Kitsch bis Kunst reicht, vom kommerziellen Werbeträger bis zum kunstvollen Exlibris. Ein ganz zentrales Bildmotiv dabei ist immer wieder die berühmte Lebendmaske, die Franz Klein dem Komponisten im Jahre 1812 abnahm.

Im Beethoven-Haus ist eine der frühen Abgüsse ebenso zu sehen wie zahlreiche Variationen dieses authentischen Abbildes des damals 41-jährigen Komponisten. Die mit der Maske konservierten Gesichtszüge Beethovens wird man in vielen Abbildungen Beethovens wiedererkennen.

In einigen Bildern und Büsten, die in der Ausstellung zu sehen sind ebenso wie bei der in der ausgestellten Pfeife, deren kunstvoll geschnitzter Kopf aus Olivenholz eine Beethoven-Büste mit den unverwechselbaren Gesichtszügen darstellt. Aber auch die porzellanweiße Beethoven-Maske, die Gerhard Schliepstein im Beethovenjahr 1927 für die Firma Rosenthal entwarf geht auf Klein zurück. Und in Frankreich warb Philips in den 1930er Jahren mit einer düsteren Variation des Klein'schen Bildmotivs für einen neuen Radioempfänger.

Aber es gibt auch Zeugnisse ernsthaft künstlerischer Auseinandersetzungen mit der Musik Beethovens. Zum Beispiel Arthur Paunzens Radierung zur fünften Sinfonie von 1918. Sie zeigt eine mächtige Hand, die aus dem düster bewölkten Himmel zu kommen scheint und gegen den Glockenturm einer gotischen Kathedrale klopft.

Die Ausstellung im Museum des Beethoven-Hauses ist vom 14. Dezember 2012 - 21. Mai 2013 zusehen. Öffnungszeiten: Mo-Sa 10-17 Uhr, So 11-17 Uhr. Katalog, 56 S., 12 Euro.

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