Gitarristen-Legende B.B. King Der König des Blues

Der König betritt die Bonner Bühne etwas wackelig. Jacke und Hut werden ihm abgenommen, throngleich wird ihm ein Stuhl untergeschoben: 2011 wartete das Publikum auf dem Museumsplatz gespannt auf den Auftritt des hinfälligen B. B. King.

Ein Scherz des Königs und alle Bedenken, die eine seiner unzähligen Abschiedstourneen begleitete, sind wie weggeblasen. Und als der King aktiv in das Konzert eingreift, sehr minimalistisch knappe Gitarrenriffs setzt, kurze Passagen singt, schmilzt das Publikum dahin. Auch viel Rührung ist im Spiel. Geschenkt, dass er mal danebengreift - selbst ein Gott des Blues ist fehlbar. Nicht schlimm, dass er lieber plaudert, als seiner Gibson-Gitarre "Lucille" eine der weltberühmten Melodien zu entlocken. "Ich bin dankbar, dass ich seit 60 Jahren bei Euch sein darf", sagt er, und das Publikum ahnt, dass es ein besonders Konzert ist, weiß zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass es eines der letzten überhaupt auf dem Museumsplatz war.

Gestern ist die Blueslegende B. B. King im Alter von 89 in Las Vegas gestorben. Der seit Jahren an Diabetes erkrankte Musiker sei wegen Dehydrierung ins Krankenhaus eingeliefert worden, heißt es. Die Ärzte konnten sein Leben nicht mehr retten. "Ruhe in Frieden, B. B. King, einer der besten Bluesgitarristen überhaupt, vielleicht der beste", rief Musikerkollege Bryan Adams ihm nach, "er konnte mehr mit einer einzelnen Note machen als jeder andere". Wahrscheinlich war das sein Geheimnis. Wie er einzelne Noten raffiniert umspiele, manchmal sich darauf beschränkte, nur eine Note immer wieder zu bringen, um dann eher selten einen Akkord im Raum erstrahlen zu lassen, wurde ebenso zum Markenzeichen wie sein rauer Gesang.

Als Riley B. King wurde die Blueslegende 1925 in Itta Bena, Mississippi geboren. Nach einer schwierigen Kindheit deuteten auch seine Anfänge in Memphis nicht auf eine erfolgreiche Musikerkarriere hin. King schlug sich als Schweißer, Baumwollpflücker und Traktorfahrer durch. Ende der 40er Jahre begann seine Musikerlaufbahn. Mit zwölf hatte er die erste Gitarre von einem Plantagenbesitzer bekommen, sein blinder Cousin Bukka White brachte ihm das Spielen bei. Der Anfang war schwer, die ersten Aufnahmen floppten am Markt. Doch dann setzte er mit den Hits "3 o'Clock Blues", "You Know I Love You" und "Please Love Me", die in den Rhythm & Blues-Charts auf Nummer eins kletterten, erste Ausrufezeichen. Der Rest ist Geschichte. Mit großen Tourneen seit den 50ern, bis zu 360 Aufritten pro Jahr - im hohen Alter waren es immer noch 250 jährlich -, 50 Alben und unzähligen Hits - als erfolgreichster gilt "The Thrill is Gone" - schrieb sich die Legende in die Herzen seiner Fans ein. Mit 15 Kindern aus zwei Ehen und 50 Enkeln konnte B.B. King auch familiär eine stolze Bilanz vorweisen.

Selbst als der Blues beim jüngeren Publikum nicht mehr so gut ankam, hielt sich B.B. King an der Spitze. Er ist mit U2, den Rolling Stones und Eric Clapton aufgetreten, ist durch TV-Shows getingelt, spektakulär sein Auftritt 1974 vor dem Boxkampf zwischen Ali und Foreman in Kinshasa, dem "Rumble in the Jungle". B.B. King war so etwas wie ein Popstar des Blues.

Einen seiner letzten Auftritte hatte er 2012 mit Mick Jagger, Buddy Guy und Jeff Beck im Weißen Haus. "Sweet Home Chicago" erklang - mit Barack Obama als Sänger. Hinfällig war er, doch er konnte vor Power kaum stillsitzen, wie damals auf dem Bonner Museumsplatz. Gestern sagte Obama: "BB mag gegangen sein, aber seine Ekstase wird immer bei uns sein. Und heute Abend wird es eine Hammer-Blues-Session im Himmel geben."

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