Bahnhof Rolandseck Caro Bittermann und Peter Duka zeigen "geheime" Arbeiten

Rolandseck · Was könnte eine Sache attraktiver machen, als ihr das Etikett "geheim" zu geben? Zum Kreis der Eingeweihten zu gehören, die ein gemeinsam geteiltes Geheimnis verbindet, vermittelt Exklusivität. Die neue Ausstellung in den Räumen des Bahnhofes Rolandseck im Arp Museum trägt eben jenen Titel: "Geheim".

 Einer der Entwürfe für die "Geheimen Gärten Rolandswerth": Von dem Dichter Novalis stammt deren Thema "Die vollendete Speculation führt zur Natur zurück".

Einer der Entwürfe für die "Geheimen Gärten Rolandswerth": Von dem Dichter Novalis stammt deren Thema "Die vollendete Speculation führt zur Natur zurück".

Foto: Museum

Dieser Titel ist natürlich ein Widerspruch in sich. Wie könnte eine jedermann zugängliche Ausstellung geheim sein? Wenn man den Begriff allerdings so interpretiert, dass damit auch etwas Verlorenes oder Verlassenes gemeint ist, dann wird diese Ausstellung zum Ausgangspunkt für eine Reise in die eigene geheime Welt.

Und Caro Bittermann und Peter Duka bieten dem Besucher eine Reiseroute an. Die beiden Künstler zeigen Wege auf, haben exemplarisch vorgearbeitet und einige Trampelpfade durch das Dickicht gelegt. Der vorgeschlagene Rundgang durch die Ausstellung beginnt außerhalb des Museums.

In den "Geheimen Gärten Rolandswerth" durchwandert der Besucher ein von Bittermann und Duka geschaffenes begehbares Bild. Hier durchdringen sich Idee, Fantasie und Realität. Am Eingangstor, auf verschlungenen Wegen durch die nicht übermäßig gezähmte Parkanlage und am mit Buchstaben bestückten Turm darf man den Satz von Novalis "Die vollendete Speculation führt zur Natur zurück" als Worträtsel lösen.

Eine romantische Idee, die bis heute anziehend wirkt, denn Sehnsuchtsorte hat wohl jeder und oft spielt die Natur in ihnen eine große Rolle. Dann führt der Weg zurück ins Museum, am besten direkt in den mittleren der drei Ausstellungsräume. Dort erwartet das Künstlerpaar Bittermann und Duka den Besucher mit der "dritten Kammer".

Dieser geheimnisvolle, fiktive Ort steht als Synonym für das gemeinsame künstlerische Tun der Beiden. In der dritten Kammer werden die Ideen, Konzepte und fertigen Projekte gesammelt. Die auf den ersten Blick verrätselte und textlastige Oberfläche hat meist einen unerwartet wirklichkeitsnahen Hintergrund.

Die Mühe, die es macht, den enigmatischen Bildern und Storyboards auf den Grund zu gehen, ist es allemal wert. Dann stößt man etwa auf das Projekt "Wiener Platz". An dem gleichnamigen Ort in Köln-Mülheim lag das Atelier von Bittermann und Duka. Als eine Großbaustelle das Areal in eine "städtebaulichen Katastrophe" verwandelte, holten sich die Künstler die Pläne vom Katasteramt und planten ihre eigene "Gartenphantasie" auf dem Grundstück.

Die dritte Kammer ist auch der Ort, an dem sich das Künstlerpaar Bittermann und Duka erfunden hat. In der gemeinsamen Arbeit, die 1995 begann, gab es keine Soli. Es muss, so möchte man anhand der Exponate spekulieren, eine ebenso produktive wie schwierige Zeit gewesen sein.

Arbeitet ein Künstlerpaar derart intensiv zusammen und tritt als eine untrennbare Künstlerpersönlichkeit auf, muss alles bis ins Letzte verhandelt werden. Der Eindruck drängt sich auf, dass die Konzeptlastigkeit, die in Texten und Plänen ihren Ausdruck findet, das Ergebnis der Verhandlungen zwischen den Parteien ist. Wären beide nicht die außergewöhnlich guten Maler, die sie sind, müsste man die Ästhetik allein zwischen den Zeilen suchen.

Nachdem die "Geheimen Gärten Rolandswerth" als Höhepunkt der dritten Kammer 2004 vollendet wurden, gehen Caro Bittermann und Peter Duka als Künstler schließlich eigene Wege. In der Ausstellung kann man jeden auch als eigenständiges "Künstler-Ich" kennenlernen. Caro Bittermann zeigt eine Serie mit 100 Porträts, auf denen sie statt der Gesichtszüge die Sehnsüchte der Porträtierten zeigt. Ein Skulpturenprojekt, das sie 2011 in Südafrika verwirklichte, zieht nun weitere Forschungen, insbesondere zum dort lebenden Volk der San, nach sich.

Während der Geist der dritten Kammer in Bittermanns Arbeiten weiterlebt, hat Peter Duka sich demonstrativ davon gelöst. Seine malerischen Wege führen ihn unter anderem zur französischen Revolution als Beginn der Moderne. Selbstironisch und mit skurrilem Personal spielt er in seinen Bildern mit der Landschaftsmalerei, der romantischen Faszination von der Ruine oder mit dem Mythos der Guillotine als Porträt-Maschine. "Konkrete inhaltliche Deutungen für die einzelnen Bilder kann ich nicht liefern", sagt Duka. Geheimer geht es wirklich nicht.

Die Ausstellung "Geheim" läuft bis zum 20. Oktober, Di-So und feiertags von 11 bis 18 Uhr im Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Hans-Arp-Allee 1, Remagen. Die "Geheimen Gärten Rolandswerth" befinden sich am Ortseingang von Rolandswerth. Vom Museum aus sind sie zu Fuß in etwa 15 Minuten zu erreichen.

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