Welttag des Buches Buchhändler Holger Schwab über E-Books, Bestseller und Kinder-Vorlieben

BONN · Das Lesepensum von Holger Schwab ist enorm. Knapp 50 Bücher verschlingt er im Jahr und fast täglich liest er seinen beiden Kindern vor. Auf der einen Seite frönt er so seinem Hobby, auf der anderen Seite macht er es von Berufs wegen.

 Zum Welttag des Buches räumt Holger Schwab neue Werke in seine Regale ein. "Wir haben unsere eigene Bestsellerliste", meint der 56-Jährige.

Zum Welttag des Buches räumt Holger Schwab neue Werke in seine Regale ein. "Wir haben unsere eigene Bestsellerliste", meint der 56-Jährige.

Foto: Maximilian Mühlens

Obwohl er so viel liest, befindet er sich noch immer auf der Suche nach dem Buch, das ihn zu einem besseren Menschen macht. "Das habe ich bisher leider noch nicht gefunden", gibt er schmunzelnd zu. Schwab ist Inhaber des "buchLaden 46" in der Kaiserstraße 46.

Ab 1979 arbeitete er zunächst als studentische Aushilfe in der Buchhandlung, fünf Jahre später wurde er Mitinhaber, heute führt er den Laden als Alleininhaber. "Insgesamt wird weniger gelesen", stellt der 56-Jährige fest. Lieber würden die Menschen im Internet lesen oder vor dem Fernseher sitzen. Pro Tag verbringt der Durchschnittsdeutsche knapp drei Stunden vor dem Fernseher, wie die Studie "Navigator Mediennutzung" Anfang des Jahres feststellte. "Daher fehlt vielen natürlich die Zeit zum Lesen", resümiert Schwab.

Am heutigen "Welttag des Buches" steht die Leseförderung im Vordergrund. Neben vielen Veranstaltungen ist die Buch-Gutschein-Aktion der Stiftung Lesen, des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, der Deutschen Post, des ZDF und des cbj-Verlags das Kernelement des Tages in Deutschland. Rund 750 000 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 4 und 5 erhalten im April ein persönliches Exemplar des Buchs "Der Wald der Abenteuer", das Autor Jürgen Banscherus extra für den "Welttag des Buches" geschrieben hat.

Die teilnehmenden Buchhändler bestellen das Welttagsbuch auf eigene Kosten und verschenken es. Holger Schwab bekommt in diesem Jahr von sieben Schulklassen Besuch. "Der Tag soll den Kindern vor allem die Schwellenangst vor einer Buchhandlung nehmen. Lesen soll Spaß machen, und zum Lesen werden die Kinder von den Eltern animiert, nicht von der Schule", erklärt der Buchhändler.

Wichtig sei, dass der Impuls zum Lesen eines Buches von den Kindern selbst komme: "Die Erwachsenen kaufen Bücher für Kinder, sitzen in Buchpreis-Jurys und sagen, was für Kinder gut ist." Würden die Kinder selber entscheiden, käme ein ganz anderes Ergebnis dabei heraus, ist sich Schwab sicher.

Die Annahme, dass irgendwann E-Books gedruckte Bücher ablösen, teilt der Bonner Buchhändler ganz und gar nicht. "E-Books werden überbewertet. Sicherlich sind sie gut, wenn man in den Urlaub fährt - man kann zusätzlich drei Bikinis oder die Laufschuhe mitnehmen, für die zuvor kein Platz war. Das Lese-Erlebnis, ein Buch anzufassen und nebenbei einen Tee oder ein Glas Wein zu trinken, vermitteln sie aber nicht", findet der 56-Jährige.

Die Konkurrenz zu den großen Buchketten nimmt Schwab gelassen. "Mich schreckt es ab, wenn von einem Buch ganze Türme angeboten werden und das Argument Bestseller locken soll. Ich weiß gar nicht, welche Werke derzeit auf der Bestsellerliste stehen, das müsste ich nachschauen. Wir haben hier im Laden unsere eigenen Bestseller", sagt Schwab.

Harry Potter sei nach Auffassung des 56-Jährigen beispielsweise kein Marketingerfolg gewesen, sondern die Mundpropaganda unter Kindern hätte ihn zum Bestseller gemacht.

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