Bonner Opernhaus Manns "Tristan" bei der Bonner WortMusik

BONN · Die Premiere von Wagners "Tristan und Isolde" am kommenden Sonntag an der Bonner Oper wirft bereits ihre Schatten voraus, und so lautete auch der Titel der vergangenen WortMusik im Bonner Opernhaus schlicht "Tristan". Wer hierbei ausschließlich an Wagner dachte, unterschätzte Sprecherin Barbara Teuber, Pianist James Maddox und Dramaturg Frieder Weber ganz gewaltig, denn ihre Programme können mehr als ganz offensichtliche Zusammenhänge herstellen.

Titelgebend für den Abend war nämlich nur indirekt Wagners Oper, ging es doch in erster Linie um Thomas Manns Erzählung "Tristan". In dieser schildert der Wagner-Kenner das vorsichtig entstehende Beziehungsgeflecht zwischen zwei Patienten eines Sanatoriums, in dem sich der Schriftsteller Detlev Spinell und die frischgebackene Mutter Gabriele Klöterjahn wegen Atemleiden aufhalten.

Musikalisch hatte James Maddox Werke von Franz Liszt gewählt, der nicht nur durch verwandtschaftliche Beziehungen Wagner verbunden war. Mit diesen beiden Eckpfeilern - Mann und Liszt - hatten sich Teuber und Maddox schöne Herausforderungen ausgesucht: Liszts Klaviermusik gilt als hochvirtuos, und das Werk Thomas Manns ist mit Sicherheit auch eine Herausforderung für jeden Sprecher.

Mit "Les cloches de Génève" entführte Maddox das Publikum in die Abgelegenheit des Sanatoriums und bereitete so gekonnt auf den Text vor. Auch mit dem verträumten Klavierstück As-Dur vertonte er gleichsam den Textabschnitt, in dem es um das erste Kennenlernen und die vorsichtige Annäherung der beiden Hauptpersonen ging.

Barbara Teuber schaffte es, die Spannung in den teils langatmigen Beschreibungen Thomas Manns zu halten und verlieh vor allem dem Auftritt Klöterjahns so viel Dialekt und Humor, dass das Publikum lachen musste.

Zentrale Szene und auch musikalisch das zentrale Werk war Liszts Bearbeitung von "Isoldes Liebestod"; ein anrührender Moment, in dem Dramaturgie des Textes, Interpretation (Text und Musik) und Musik perfekt harmonierten.

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