Feroz Galerie Bonner Galerie bringt Fotografen in einen Dialog der Bilder

Bonn · Pablo Picassos Malerhand hat man so noch nicht gesehen: Das Genie streckt sie in André Villiers berühmtem schwarzgrundigen Foto "Picasso painting" von 1960 aus; doch, wo man Hand und Staffelei vermutet, sieht man eine Hand mit krabbelnden Insekten von Peter Keetman (um 1956), einem der ganz großen Meister der Industrie- und Produktfotografie sowie der "Subjektiven Fotografie" (Otto Steinert). Der Galerist Julian Sander, respektive seine Tochter, hat diese Fotos zusammengebracht, sie überlagern sich zum Teil.

 Gewagte Kombination: Barbara Wüllenwebers Skaterin von 1989 und "Ball-Bearings" (um 1936) von Adolf Lazi in der Bonner Galerie Feroz.

Gewagte Kombination: Barbara Wüllenwebers Skaterin von 1989 und "Ball-Bearings" (um 1936) von Adolf Lazi in der Bonner Galerie Feroz.

Foto: Galerie

Darf man das? Sofern es nicht zur Masche wird und man mit bekannten Foto-Ikonen arbeitet, warum nicht? Sanders Doppel aus Villiers und Keetman ist in der aktuellen Ausstellung der Bonner Feroz Galerie programmatisch zu sehen: Sander sucht die Konfrontation, den Dialog von Bildern, Stilen, Persönlichkeiten aus verschiedenen Dekaden - wobei er die Dialogpartner in Tableaus aus mehreren Fotos zusammenführt.

Die mit rund 50 Arbeiten reich bestückte Ausstellung "Concrete" glänzt mit mehreren Schwerpunkten. So ist die Kölner Fotografin Barbara Wüllenweber mit einer ganzen Serie vertreten: Ende der 1980er Jahre recherchierte sie im Umfeld der damals aufkommenden Skateboard-Szene. Ihre damals entstandenen Fotos verknüpfen Dokumentarisches mit Atmosphäre und dem bildgewordenen Traum von der Schwerelosigkeit. Auch Andrew Phelps, dem amerikanischen Fotokünstler, ist ein Block gewidmet. Er, der mit Architektur- und Landschaftsfotografie bekannt wurde, ist mit bizarren Interieurs bei Feroz vertreten.

Der dritte und sicherlich bedeutendste Komplex kreist um August Sander, dem genialen Chronisten seiner Zeit, Pionier einer konzeptuellen Dokumentarfotografie und exzellenten Porträtisten. Julian Sander, sein Urenkel, verfügt über einen fantastischen Fundus aus dem Werk dieses großen Fotografen. Gerade auf der Pariser Fotomesse sorgte Feroz mit August Sanders "Konditormeister" (1928), einem seltenen datierten und signierten Vintage-Print, für Aufsehen. Mit einem Preis von einer Million Euro war es eines der teuersten Werke der Messe.

Die in Bonn gezeigten Porträts bewegen sich preislich in anderen Sphären, beeindrucken aber durch Präsenz und Qualität. Sie sind Vorboten zum Jubiläumsjahr 2014 - vor fünfzig Jahren starb August Sander in Köln - und zu einer ganzen Serie von Ausstellungen, die die Galerie Feroz im kommenden Jahr plant.

Die aktuelle Schau "Concrete" zeigt Klassiker wie Lisette Model, schlägt einen Bogen von einer vom Bauhaus inspirierten Fotografie Elfriede Stehmeyers und Adolf Lazis bis hin zu Werken von Künstlern, die im weiteren Dunstkreis der Street Photography anzusiedeln sind: Michael Spano und Louis Faurer.

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