Bonner Chaostage

Kommentar

Imir siehst du des Feuers letzte Glut. - Es ist ein Shakespeare-Zitat, das Bonns Generalintendant Klaus Weise in seinem Vorwort zur nächsten Spielzeit gebraucht. Niemand hofft, dass darin ein Stück Prophezeiung liegt, dass die Politik in Bonn es fertig bringt, das Theater zu erledigen.

Aber immerhin hat es der Kulturdezernent mit seiner beharrlichen Schweige-Taktik soweit gebracht, dass ein ziemliches Chaos um die Bonner Theaterzukunft entstanden ist. Natürlich müssen die Pläne über das, was mit dem Theater geschehen soll, öffentlich diskutiert werden.

Und natürlich gehören Experten an den Tisch der Kommunalpolitik. Vor allem freilich muss man festhalten: Die Verwaltung mag ihre Vorschläge machen; die Politiker haben sie zu bewerten, einzuordnen und gegebenenfalls zu korrigieren. Korrekturbedarf scheint es dabei ordentlich zu geben.

Es kann nicht angehen, dass der derzeitige Generalintendant in den Papieren der Verwaltung offenbar keine Rolle mehr spielt. Schon deshalb nicht, weil es Klaus Weise nach Anlaufschwierigkeiten jetzt in seiner dritten Spielzeit tatsächlich zu gelingen scheint, das Publikum für "sein" Theater zu begeistern. Die Auslastungszahlen sprechen eine deutliche Sprache.

Was die Zukunft der Kammerspiele angeht, so braucht das Schauspiel ein eigenes Haus - wo auch immer das stehen mag. Alle anderen Lösungen spielen mit Qualitätsverlust. Und just an der Qualität muss sich die Diskussion entzünden.

Es ist eine Frage der Ehrlichkeit von Verwaltung und Politik, einzugestehen, dass man mit reduzierten Mitteln auch reduzierte Qualität bekommt. Die Annahme, dass man beim Theater immmer weiter sparen kann und immer weiter hervorragende Aufführungen bekommt, ist leider zu schön, um wahr zu sein.

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