Beethovenfest 2019: Das Programm Nike Wagner stellt die Höhepunkte vor

Bonn · Ein Atemholen vor dem großen Jubiläumsjahr 2020 soll das diesjährige Festival sein, sagt die Intendantin des Beethovenfestes. Es steht unter dem Motto „Mondschein“ und bietet insgesamt 46 Aufführungen

In der Nacht zum 14. September, einem Samstag, sollte man die Augen aufmerksam zum Himmel heben. Mit ein bisschen Glück wird man da den Vollmond in seiner ganzen Pracht über Bonn leuchten sehen. Dort, wo gerade das Beethovenfest unter dem Motto „Mondschein“ seine dreiwöchige Bahn ziehen wird. Bei der Vorstellung des Festivalprogramms am Donnerstag im Gobelinsaal des Alten Rathauses bemerkte Intendantin Nike Wagner, dass es im Vergleich zum vergangenen Jahr, als das Festival thematisch um das „Schicksal“ kreiste, etwas lyrischer, inniger, weicher, romantischer werde: „Eine Zurücknahme des Tempos und auch ein Atemholen vor dem großen Jahr 2020.“

In erster Linie ist das aktuelle Motto natürlich eine Anspielung an Beethovens Klaviersonate Nr. 14 in cis-Moll op. 27 Nr. 2, die als „Mondscheinsonate“ größte Popularität genießt, auch wenn, wie Wagner völlig zu Recht anmerkte, der Titel nicht „vom Meister selbst“ stamme: „'Quasi una fantasia' hat er sie genannt.“ Die Stimmung des Satzes soll aber auch die Programmatik des Beethovenfests prägen, mit „Themen der Nacht, der heimlichen und der unheimlichen Verzauberungen, die durch den Mondschein hervorgerufen werden, nachzugehen“.

Um die romantische Idee in klingende Musik zu übersetzen, werden wieder zahlreiche Musiker und Künstler den Weg in die Beethovenstadt finden. Unter den Gästen sind zum Beispiel die Pianisten Pierre-Laurent Aimard, Louis Lortie und Ronald Brautigam, die Sopranistinnen Sarah Maria Sun und Anna Lucia Richter, der von vielen Kennern weltweit hochgeschätzte Bariton Christian Gerhaher wird kommen und auch die nicht weniger renommierte Geigerin Carolin Widmann. Mit Dorothee Oberlinger kündigt sich eine Ausnahme-Blockflötistin beim Beethovenfest an. Die Kostprobe, die sie am Mittwoch im Gobelinsaal mit Jacob van Eycks „Engels Nachtegaeltje“ gab, machte schon große Lust darauf, mehr von ihr zu hören, wenn sie zusammen mit den Sonatori de la Goiosa im Rahmen des zum Motto passenden Nocturne-Wochenendes in der Kreuzkirche auftritt. Auch das Beethoven Orchester gibt sich mondsüchtig: Unter Leitung von Dirk Kaftan spielt es die siebte Sinfonie von Mahler, die für ihre „Nachtmusiken“ berühmt ist.

Eröffnung mit der Philharmonia Zürich

Aber auch einige große Orchester aus anderen Städten werden kommen. Das Eröffnungskonzert am 6. September bestreitet unter der Leitung von Esa Pekka Saraste die Philharmonia Zürich – dabei handelt es sich um das Orchester der Oper der Schweizer Metropole . Das Konzert wird als Teil des Open-Air-Programms live und kostenlos auf dem Marktplatz übertragen. Aus Hamburg kommt das NDR Elbphilharmonieorchester unter Alan Gilbert, die Camerata Salzburg ist mit dem Pianisten und Komponisten Fazil Say zu Gast, und das Abschlusskonzert spielt am 29. September das Tschaikowsky-Symphonieorchester unter Leitung von Wladimir I., Fedossejew. Das im vergangenen Jahr bereits erfolgreich eingeführte Team aus dem Orchestra of the Age of Enlightenment, das auf Originalinstrumenten spielt, und Adam Fischer gibt auch in diesem Jahr ein Gastspiel. Le Cercle de l'Harmonie unter Jérémie Rhorer, die Akademie für Alte Musik Berlin, das Ensemble Cristofori und das Orchester l'arte del mondo runden das Original-Klang-Tableau ab. „Der alte Klang ist ja paradoxerweise der besonders neue“, bemerkte Wagner. Orchestralen Glanz versprechen auch die in Bonn ansässige und aus hochtalentierten jungen und jüngsten Musikern bestehende Deutsche Streicherphilharmonie mit drei Konzerten sowie das Bundesjugendorchester, das wieder im Orchester-Campus der Deutschen Welle mit von der Partie ist. Diesmal stellen sie das Gastland Südafrika vor, wie DW-Musikchef Rolf Rische ankündigte.

Als sie den Staffelstab an ihren Kaufmännischen Geschäftsführer Dettloff Schwerdtfeger übergab, tat Nike Wagner das mit den Worten: „Kunst und Ökonomie hängen eng zusammen. Manchmal zu meinem Leidwesen.“ Den Ball nahm Schwerdtfeger auf und verkündete, dass die Bilanz des Beethovenfestes 2018 besser ausgefallen sei, als befürchtet. Im vergangenen November war bekannt geworden, dass das Beethovenfest 2018 ein Defizit von 667 000 Euro erwirtschaftet hatte. „Unsere finanziellen Reserven haben ausgereicht, um alle Rechnungen zu bezahlen“, sagte Schwerdtfeger. Aktuelle Bilanzzahlen nannte er jedoch nicht.

Dem Trend der unter anderem wegen der Hauptspielstätte im World Conference Center Bonn (WCCB) rückläufigen Besucherzahlen will man mit gezielten Marketingaktionen entgegentreten. Unter anderem mit einer neuen Magazin-Beilage, die im General-Anzeiger und in der Rheinischen Post in Düsseldorf erscheinen wird. Zufrieden mit der Spielstättensituation zeigte sich Oberbürgermeister Ashok Sridharan: „Bonn hat viele Orte für kulturelle Events unterschiedlicher Art zu bieten“, sagte er. Dass die Beethovenhalle bis mindestens 2022 nicht dazugehören wird, erwähnte er nicht.

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