Kommentar zum Immobilienmarkt Wann der Staat helfen muss
Meinung | Frankfurt · Die Wohnungspolitik der öffentlichen Hand ist erratisch. Vor Jahren verkaufte sie gern an private Investoren, um damit das Stadt- oder Staatssäckel zu füllen. Jetzt schlägt das Pendel in die andere Richtung, meint unsere Autorin.
Sechs von zehn Haushalten in Deutschland, so hat es das Statistische Bundesamt festgestellt, leben zur Miete. Wenn sie ihre Wohnung wechseln müssen, dann war das in den vergangenen Jahren immer mit einem kräftigen Aufschlag verbunden. Die Preise vor allem in den Städten gingen zum Teil durch die Decke. Wie sehr das die Politik besorgt, zeigt das Beispiel Berlin mit seinem geplanten Mietendeckel. Damit greift der Staat in die freien Marktkräfte ein. Ohnehin ist die Wohnungspolitik der öffentlichen Hand erratisch. Denn vor Jahren verkaufte sie gern an private Investoren, um damit das Stadt- oder Staatssäckel zu füllen.
So sind die Marktkräfte in den letzten Jahren zum Teil entfesselt worden, auch als Folge der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Die Investoren auch aus dem Ausland suchen renditeträchtige Geldanlagemöglichkeiten. In Deutschland wurden sie vor einigen Jahren fündig, weil Immobilien damals hier noch sehr günstig zu haben waren.
Mit fortschreitender Zeit und gestiegenen Immobilienpreisen schlägt sich das bei den Mietern nieder. Zumal auch oft am Bedarf vorbei gebaut wurde – Luxuswohnungen bringen mehr Rendite als eine Drei- oder Vierzimmerwohnung für eine Normalverdienerfamilie. Dieser verzerrte Markt beruhigt sich jetzt allmählich wieder. Sinken werden die Mieten wohl kaum. Aber solange die Löhne da mithalten, ist das zwar ärgerlich, aber zu verschmerzen. Denn dann ist der Mietpreisanstieg nur relativ. Allen aber, die von der guten Lohnentwicklung abgekopppelt sind, sollte der Staat helfen.