Kommentar zu Kindesmissbrauch Überfälliger Schritt

Meinung | Berlin · Ermittler bekommen im Kampf gegen Kindesmissbrauch neue Möglichkeiten - als Lockvögel und im verdeckten Einsatz mit bisher undenkbaren Mitteln. Ein notwendiger und überfälliger Schritt, kommentiert Holger Möhle.

  Ein junges Mädchen sitzt an einem Laptop. Der Bundestag hat Ermittlern im Kampf gegen Missbrauch neue Möglichkeiten freigeräumt.

Ein junges Mädchen sitzt an einem Laptop. Der Bundestag hat Ermittlern im Kampf gegen Missbrauch neue Möglichkeiten freigeräumt.

Foto: dpa/Nicolas Armer

Die Täter sind grausam und ohne Skrupel. Sie verschanzen sich feige in der Anonymität des Internets, und dort auch noch in jenem Teil, wo das Netz besonders dunkel ist. Wenn der Bundestag nun Ermittlern neue Kompetenzen im Kampf gegen Kindesmissbrauch, gegen widerliche Tauschbörsen und gegen den schwunghaften Handel mit Missbrauchsvideos gibt, ist das ein notwendiger, ein überfälliger Schritt. Wer sich an Schutzbefohlenen vergeht, wer Kinder nicht nur ohne Schutz lässt, sondern sie demütigt, missbraucht und mit ihren Körpern Geschäfte macht, muss wissen, dass er künftig auch in der Dunkelabteilung des Internets beobachtet wird.

Dass Polizisten im Darknet als Lockvögel agieren, kann man als kritisch betrachten. Deswegen sollte der Einsatz künstlich erzeugter Videos am Polizeicomputer nur erfolgen, wenn ein Kinderpornoring nicht anders gesprengt werden kann. Doch Zugang in diesen perversen Untergrund bekommt nur, wer selbst Videomaterial und Bilder anbieten kann – in diesem Fall eben als Lockmittel. Im Kampf gegen diese besonders skrupellosen Verbrecher sind auch solche Mittel legitim und bald auch legal. Das neue Gesetz schützt Polizisten, weil sie damit keine Straftat begehen, wenn sie gefakte Kinderpornos ins Netz einspeisen.

Mit dem Gesetz wird schon der Versuch strafbar, in ebenso hinterlistiger wie eindeutiger Absicht Kontakt zu Kindern aufzunehmen. Auch das ist konsequent. Niemand kann sich also mehr damit rausreden, man habe doch letztlich mit einem Erwachsenen, dem Polizisten im Netz, angebandelt. Pädophile und Sexualstraftäter geben sich zur Kontaktanbahnung gern als Kinder aus. Künftig dürfen sich auch Polizisten als Kinder tarnen, um letztlich jene zu schützen, die die Zukunft jeder Gesellschaft sind: unsere Kinder.

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