Kommentar Islamisten in Mali und Algerien - Pulverfass

Das Geiseldrama von Algerien mündete in ein Blutbad. Der Terror wird immer von Horror, Tod und Unrecht begleitet. Deswegen muss dieser Fanatismus entschlossen und allerorten bekämpft werden. Ob freilich die Taktik der algerischen Armee, die die islamistischen Terroristen offenbar mit Hubschraubern angriff und bombardierte, die einzige Option war, um dieses Drama zu Ende zu bringen, steht auf einem anderen Blatt.

 Gasfeld "in Anemas": Algerische Militärhubschrauber haben nach Darstellung der Geiselnehmer einen Angriff auf das Gasfeld im Osten Algeriens gestartet. Foto: Statoil

Gasfeld "in Anemas": Algerische Militärhubschrauber haben nach Darstellung der Geiselnehmer einen Angriff auf das Gasfeld im Osten Algeriens gestartet. Foto: Statoil

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Die blutige Geiselnahme bestätigt jedenfalls Befürchtungen einer wachsenden Terror-Gefahr nach Beginn der von Frankreich angeführten internationalen Mali-Operation. Es ist nicht ausgeschlossen, dass weitere terroristische Aktionen folgen. Die islamistischen Fanatiker, die in Nordmali eine Terror-Herrschaft mit Al-Kaida-Überbau errichtet haben, hatten dies angedroht. Und sie haben keine Zweifel gelassen, dass sie es nicht bei Drohungen belassen werden.

Davon dürfen sich jedoch weder Frankreich noch jene europäischen Länder beeindrucken lassen, die den Franzosen Hilfe zugesagt haben. Die demokratische Welt kann es sich nicht leisten, vor dem Terror einzuknicken. Auch wenn jetzt die Diskussion über die Terrorrisiken des Malikrieges eher noch schärfer werden dürfte: Es gilt, kühlen Kopf zu bewahren.

[kein Linktext vorhanden]Und noch eines: Die Europäer haben in den letzten Jahren bewiesen, dass sie im Anti-Terror-Kampf ziemlich erfolgreich sind. In Europa wurden Hunderte mutmaßliche Terroristen mit religiösem Hintergrund festgenommen, bevor sie Unheil anrichten konnten. Es gibt also keinen Grund, in Panik zu verfallen. Aber natürlich auch keinen Anlass für ein Nachlassen der Aufmerksamkeit.

Gleichzeitig dürfte eine Woche nach Beginn des Wüstenkrieges in Nordmali dem französischen Präsidenten Hollande klar geworden sein, dass der Einsatz in der Sahara gegen die gut ausgerüstete und wendige Islamistenarmee kein Spaziergang werden dürfte. Und dass diese Schlacht, in der es auch um die Verteidigung der Sicherheit in Europa geht, noch manches Opfer abverlangen wird.

[kein Linktext vorhanden]Was wäre die Alternative zu Frankreichs Eingreifen gewesen? Die Islamisten in Mali, die im Begriff waren, den Süden zu überrennen, einfach durchmarschieren zu lassen? Sicher nicht! Schon eher könnte man den Vorwurf erheben, viel zu lange zugesehen zu haben, wie sich in Nordmali und der Sahararegion eine neue Terrorhochburg formierte. Aber dies kann man nicht nur der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich ankreiden.

Der Krieg in Mali und das Geiseldrama in Algerien zeigen, wo die derzeit größte Terrorgefahr für Europa lauert: Nordafrika und die gesamte Sahara sind zum Aufmarschgebiet für radikale Islamisten und fanatische Terroristen geworden. Ein Pulverfass, an dem schon seit Jahren die Lunte glimmt. Dieser Entwicklung kann niemand mit verschränkten Armen zusehen.

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