Kommentar zur EZB Diskussion braucht Zeit

Meinung | Frankfurt · Vorerst können die Sparer auch unter der seit November amtierenden EZB-Präsidentin Christine Lagarde nicht mit höheren Zinsen rechnen. Eine solche Diskussion braucht Zeit, kommentiert GA-Korrespondentin Brigitte Scholtes.

 Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), spricht auf der turnusmäßigen Pressekonferenz der Bank in Frankfurt.

Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), spricht auf der turnusmäßigen Pressekonferenz der Bank in Frankfurt.

Foto: dpa/Boris Roessler

Es ist gut, dass die EZB sich nach 17 Jahren wieder einmal ihre Strategie ansieht. Zu stark hat sich das wirtschaftliche Umfeld gewandelt, vor allen Dingen im Umgang mit der Inflation. Die zu bekämpfen war lange Jahre Priorität der Notenbanken.

Seit der Finanzkrise hat sich das geändert, seither versuchen die Geldpolitiker weltweit, sie wieder nach oben zu drücken. Denn zu niedrige oder beständig sinkende Preise, so ihre Furcht, bremsen die wirtschaftliche Aktivität, weil Unternehmen und auch Bürger sich dann mit Investitionen oder Käufen zurückhalten in Erwartung sinkender Preise. Das wäre dann eine Deflation, die schwer zu bekämpfen ist. Doch man muss auch diskutieren, inwieweit die niedrige Inflation auch strukturelle Gründe hat. Denn die Globalisierung, aber auch die Digitalisierung haben die Produktionsprozesse weltweit stark verbilligt.

Eine solche Diskussion aber braucht Zeit. Sparer sollten deshalb nicht hoffen, dass schnell mit höheren Zinsen zu rechnen ist. Die kann auch die neue EZB-Präsidentin Christine Lagarde nicht herbeizaubern. Aber ihr Vorteil: Sie ist offener gegenüber Änderungen. Denn sie weiß: Eine Geldpolitik, die die Menschen nicht verstehen, die verfehlt ihre Wirkung. Die Akzeptanz der Entscheidungen sollte eine Notenbank nicht unterschätzen. Das immerhin weiß Christine Lagarde. Und das gibt Hoffnung.

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