Kommentar zur Glücksspiel-Kontrolle Zu viel Kontrolle

Meinung · Der Staat will Sportwetten im Netz kontrollieren. Der Entwurf des Glücksspielstaatsvertrages sieht die Schaffung von Spielerdateien vor. Eine Überwachungsbehörde soll alles kontrollieren. Diese Kontrolle geht zu weit, kommentiert Christian Schwerdtfeger.

   Der Staat will Sportwetten im Netz kontrollieren.

Der Staat will Sportwetten im Netz kontrollieren.

Foto: grafik/DPA

Sicherlich ist es gut, dass der Staat etwas gegen die Spielsucht unternehmen will. Und das muss er auch. Allerdings schüttet der Entwurf des neuen Glücksspielstaatsvertrages das Kind mit dem Bade aus und stellt Millionen von Gelegenheitsspielern unter Generalverdacht. Schon wer ein paar Euro auf das Spiel seiner Lieblingsmannschaft beim Fußball setzt, soll künftig vom Staat erfasst werden – und das gebündelt in einer gewaltigen Überwachungsbehörde, die sämtliches Wettverhalten eines Einzelnen speichert. Bereits bei erstmaliger Registrierung bei einem Wettanbieter soll die staatliche Erfassung greifen.

Der Entwurf ist auch als Angriff auf die privaten Wettanbieter zu verstehen. Der Staat will offenbar endlich ein großes Stück vom Milliardenkuchen abschneiden, den sich die Privaten seit Jahren untereinander aufteilen – mal abgesehen von den staatlichen Wettmöglichkeiten wie Oddset, das bei Zockern schon wegen der schlechten Quoten unbeliebt ist und daher kaum eine Rolle spielt. Branchenprimus „Tipico“ hingegen verbucht an einem Bundesliga-Samstagnachmittag in der Spitze rund 500 Transaktionen – pro Sekunde. Werden die Pläne gesetzlich verankert – und danach sieht es aus, werden viele Spieler ihr Wettverhalten ändern. Schließlich dürfte kaum jemand wollen, dass Behörden wissen, auf was man sein Geld setzt und wie viel. Aber vermutlich wird sich das Wettverhalten nicht in dem Sinne ändern, wie es sich der Staat das wünscht. Das Internet bietet viele andere Möglichkeiten, um Wetten problemlos fernab staatlicher Kontrolle zu platzieren. Dabei handelt es sich mitunter um dubiose Anbieter aus Fernost. Statt diese unfreiwillig zu stärken, sollten die Länder mit hiesigen Anbietern zusammenarbeiten, statt auf Konfrontationskurs zu gehen.

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