Streit um die Bonner Oper Springmaus kooperiert jetzt mit Troisdorfer Stadthalle

BONN · Auch wenn Andreas Etienne, Chef des Springmaus-Theaters, für die Veranstaltung von größeren Gastspielen neuerdings mit der Stadthalle Troisdorf eine Kooperation eingegangen ist: Im Streit um das Nutzungsrecht der Bonner Oper durch die freien Theater will er nicht locker lassen.

Das betonte der Kabarettist am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit Alexander Krößner, Veranstaltungsleiter der Stadthalle Troisdorf. Beide Männer stellten im Haus der Springmaus die ersten gemeinsamen Veranstaltungen vor.

Start ist bereits am Samstag, 14 November, mit der Show: "Power!Percussion". Weiter geht es mit den "Moving Shadows", einer preisgekrönten Schattenshow am 27. Februar sowie der A-cappella-Nacht am 24. April. Für alle drei Veranstaltungen läuft bereits der Vorverkauf. Außerdem sind im Sommer weitere Großveranstaltungen in Troisdorf geplant, unter anderem mit Götz Alsmann (weitere Infos: www.springmaus-theater.de).

Etienne und seine Künstlerische Leiterin Andrea Heister lobten die erst im März 2014 eröffnete Stadthalle in den höchsten Tönen. "Das ist schon eine tolle Halle", sagte Heister. Nicht nur die Bühnentechnik sei dort auf neuestem Stand. Die Halle sei außerdem von Bonn aus schnell zu erreichen. Lob, das nicht von ungefähr kommt: Etienne und Heister wissen nur zu gut, dass der Bonner an sich gerne ins Theater geht, dafür aber ungerne "über den Deich fährt", wie Etienne die Fahrt über die Rheinbrücken bezeichnet.

Anlass für diese neue Kooperation ist nicht zuletzt die Schließung der Beethovenhalle ab Herbst 2016 wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten. Vier bis fünf Gastspiele im Jahr hat das Springmaus-Theater bisher aufgrund von bis zu 2000 Besucherzahlen dorthin ausgelagert.

Die Stadthalle Bad Godesberg käme aufgrund fehlender technischer Ausstattung für die Gastspiele nicht infrage, sagte Etienne. Ebenso wenig das Brückenforum aufgrund des baulichen Zustands. "Deshalb wollen viele unserer Künstler dort nicht mehr auftreten", sagte Heister.

Zur Diskussion stehe dagegen das von der Politik ins Gespräch gebrachte WCCB als mögliches Ausweichquartier. Doch dafür brauche man mindestens 3000 zahlende Zuschauer. "Diese Möglichkeit sehen wir deshalb auch nur als eine sehr eingeschränkte Alternative", sagte Etienne.

Bis zum Frühjahr veranstalteten der Springmaus-Chef und sein Team außerdem bis zu vier weitere Gastspiele pro Jahr in der Oper. Wie in unser gestrigen Ausgabe berichtet, fällt das Haus jedoch für die Springmaus auch aus, weil Generalintendant Bernhard Helmich mit der in Berlin ansässigen Kulturproduzentin Rita Baus einen Exklusivvertrag vereinbart hat. Danach kann Baus jetzt von anderen Theatern für die Nutzung der Oper zusätzlich Geld verlangen.

Bisher musste sein Theater lediglich einen Teil der Einnahmen aus den Gastspielen an die Oper abführen, sagte Etienne. Baus selbst nutzt das Opernhaus laut Helmich für ihre Reihe "Quatsch keine Oper" etwa zehnmal im Jahr ebenfalls gegen Einnahmebeteiligung, Konkrete Zahlen wollte er nicht nennen.

Für Etienne ist die neue Vermietungspraxis der Oper wettbewerbsverzerrend. Sie schade der Bonner Kulturlandschaft, weil Baus auf diese Weise den anderen Veranstaltern Künstler abwerben könne. "Das ist uns zum Beispiel mit Matthias Richling passiert", sagte er. Heister wies darauf hin, dass die Springmaus mit ihren Gastspielen zum Teil ihren Betrieb refinanziere und deshalb nicht darauf verzichten könne. Baus selbst war auch am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Stadtsprecherin Monika Hörig bestätigte dagegen auf GA-Nachfrage die Aussage Helmichs von Dienstag, dass diese Praxis dem Hausrecht des Intendanten obliege.

Der kulturpolitische Sprecher der CDU, Markus Schuck, bedauert, dass bisher keine interne Lösung in dem Streit gefunden werden konnte und er jetzt eskaliert und öffentlich geworden sei. "Ich möchte, dass die Kulturverwaltung den Vorwürfen von Andreas Etienne nachgeht und prüft, ob dieser Exklusivvertrag mit Rita Baus wettbewerbsverzerrend ist", sagte er am Mittwoch im Gespräch mit dem GA. Das Thema solle auf jeden Fall auf die Tagesordnung in einer der nächsten Sitzungen des Kulturausschusses.

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