Nutzung des Opernhauses Springmaus streitet um die Oper

BONN · Für Misstöne hinter den Kulissen sorgt ein Streit um die Nutzung des Opernhauses am Boeselagerhof durch die freie Bonner Kulturszene. In einem Schreiben an Kulturdezernent Martin Schumacher beklagt Andreas Etienne, Geschäftsführer des Springmaus-Theaters, eine massive Ungleichbehandlung gegenüber der Berliner Kulturproduzentin Rita Baus, der früheren Mitgeschäftsführerin des Pantheons.

Baus hat mit der Bonner Oper einen Exklusivvertrag zur Durchführung der von ihr initiierten und seit 13 Jahren im Opernhaus veranstalteten Reihe "Quatsch keine Oper" abgeschlossen.

In die Oper habe bis zum Frühjahr auch die Springmaus ohne Probleme mit größeren Gastspielen ausweichen können, so Etienne in dem Schreiben an Schumacher, das sechs weitere Vertreter der freien Theater Bonns mit unterzeichnet haben - darunter auch Martina Steimer vom Pantheon und das Inhabertrio der Harmonie.

Theater sei auf Oper angewiesen

Doch dann habe ihnen Generalintendant Bernhard Helmich ein "Kündigungsschreiben" geschickt, dass man künftig nur noch in Absprache mit Rita Baus die Oper nutzen könne. Vor dem Hintergrund, dass die von der Springmaus für solche Zwecke ebenfalls gern genutzte Beethovenhalle ab Herbst 2016 wegen der geplanten Sanierung schließen wird, sei sein Theater jetzt mehr denn je auf die Oper angewiesen, erklärte Etienne in einem Gespräch mit dem GA. Doch Baus verlange nun eine Einnahmebeteiligung von 500 Euro pro Gastspiel.

"Wir zahlen ja bereits für die Nutzung der Oper. Das, was Frau Baus zusätzlich verlangt, kommt aber einem Schutzgeld gleich. Schließlich handelt es sich um ein städtisches Gebäude und nicht um ein Theater von Frau Baus", kritisierte Etienne. Die Springmaus habe in den vergangenen Jahren, parallel zur Reihe "Quatsch keine Oper", etwa vier bis fünf Veranstaltungen in der Oper mit bekannten und hochkarätigen Künstlern durchgeführt, so mit Eckart von Hirschhausen oder Götz Alsmann.

Diese Veranstaltungen seien reibungslos in bester Zusammenarbeit mit dem Team der Oper Bonn verlaufen und in der Regel ausverkauft gewesen. Hinzu kamen einige Großveranstaltungen in der Beethovenhalle.

Freie Termine sollen gleichzeitig vergeben werden

Etiennes Forderung an Schumacher: Die Oper solle ihre freien Termine gleichzeitig an Baus, das Pantheon-Theater und das Haus der Springmaus vergeben. Man werde sich dann untereinander einigen. Dabei könne Baus gerne mehr Termine haben als die anderen. "Ich will auf keinen Fall ihre Veranstaltungsreihe kaputtmachen", versichert Etienne.

Den Brief an den Kulturdezernenten betrachte er als einen letzten Hilferuf, da Gespräche mit Baus und dem Opernintendanten bisher nichts gebracht hätten.

Helmich sieht die Sache eher nüchtern: "Ich habe die Veranstaltungsreihe 'Quatsch keine Oper' von Frau Baus gerne übernommen, weil sie ein Erfolgsmodell ist", sagte er dem GA. Sie veranstalte etwa zehn solcher Gastspiele im Jahr. Ihm gehe es dabei vor allem darum, dass die Oper sich für Menschen öffne, die ihr ansonsten fern bleiben würden. "Das können wir nur mit einem Ansprechpartner vernünftig handhaben, und das ist für uns nun einmal Frau Baus. Wir arbeiten mit ihr seit Jahren auf bewährte und verlässliche Weise zusammen."

Kulturdezernent will die Angelegenheit beruhigen

Der Eindruck, es müsse um eine faire Terminverteilung gehen, sei deshalb falsch. Baus sei zudem offen für andere Veranstalter, allerdings müsse die Terminabsprache über sie laufen. Diese Festlegung liege durchaus in seiner Intendantenbefugnis, sagte Helmich mit Blick auf das Schreiben Etiennes an Schumacher.

Baus selbst war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Über Stadtsprecherin Monika Hörig ließ Kulturdezernent Schumacher mitteilen, er wolle versuchen, die Angelegenheit zu beruhigen. Er werde deshalb zeitnah alle Beteiligten zum Gespräch einladen.

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