Wolfgang Fuchs Bonner Oberbürgermeister will zweite Amtszeit für Stadtdirektor

BONN · Trotz Kritik an der Arbeit von Stadtdirektor Wolfgang Fuchs schlägt ihn Oberbürgermeister Ashok Sridharan zur Wiederwahl für weitere acht Jahre vor. Der Stadtrat wird sich am 3. Mai mit der Spitzenpersonalie beschäftigen.

Fuchs leitet das Personal- und Organisationsdezernat. Den ebenfalls auslaufenden Vertrag mit Kulturdezernent Martin Schumacher will der OB wie auch die Ratsmehrheit nicht verlängern. Er schlägt vor, die Stelle auszuschreiben und einen Personalberater einzuschalten.

„Es ist der Wunsch des OB, dass die Sanierung der Beethovenhalle weiterhin bei Herrn Fuchs angesiedelt bleibt und damit das Projekt in der bisherigen Verantwortung zu Ende geführt wird“, ließ Sridharan zudem über Stadtsprecherin Monika Hörig mitteilen. Unterdessen forderte die Linksfraktion Fuchs auf, nicht für eine weitere Amtsperiode zu kandidieren. Nachdem die Grünen-Fraktion am Montag, wie berichtet, bei einer Probeabstimmung mehrheitlich gegen eine Verlängerung des Vertrags gestimmt hatte und damit aus Sicht der Bündnispartner CDU und FDP die Jamaika-Koaltion in Gefahr gebracht hat, sieht der Linken-Fraktionsvorsitzende Michael Faber eine „breite Kritik über nahezu alle politischen Lager hinweg“.

So hatten auch einige CDU-Stadträte, wie berichtet, in einer Probeabstimmung gegen Fuchs votiert. Die Fraktion werde aber, so CDU-Vizefraktionschef Georg Fenninger, bei der Wahl im Rat geschlossen hinter Fuchs stehen. Faber schlussfolgert dennoch, die Personalie habe „für eine zweite Wahlperiode keine mehrheitliche Unterstützung im Stadtrat“.

Fuchs arbeitet seit 2010 für die Stadt

Der Vertrag mit Fuchs (CDU) läuft Ende Oktober aus. Er arbeitet seit 2010 für die Stadt, seit 2015 ist er Stadtdirektor und damit Stellvertreter des OB. Ihm unterstehen unter anderem die Bürgerdienste, die Bezirksverwaltungsstellen, Feuerwehr sowie das Städtische Gebäudemanagement (SGB).

Fraktionen der Opposition, aber auch Mitglieder der Koalition machen ihre Vorbehalte vor allem an zwei Großprojekten fest, die der Stadtdirektor verantwortet: dem Chaos nach der Umstrukturierung der Bürgerdienste und die Zeitverzögerung und Kostenexplosion bei der Sanierung der Beethovenhalle.

Es gibt aber auch viele positive Stimmen für Fuchs: „Wolfgang Fuchs hat über die gesamte Wahlzeit gute Arbeit geleistet“, betonte FDP-Fraktionschef Werner Hümmrich. Er nennt unter anderem die fortschreitende Digitalisierung der Verwaltung als ein positives Beispiel. Fenninger erwähnt die Einsparungen von 200 000 Euro im Jahr, die der Stadtdirektor durch die Einführung des Chauffeurdienstes anstelle von Dienstwagen erzielt habe. Zudem erleichtere die unter Fuchs eingeführte Zentralisierung der Standesämter die Sachbearbeitung. Dass längst nicht so viel Personal abgebaut wurde, wie vom Rat beschlossen, habe vor allem mit der Flüchtlingswelle und der Entscheidung zu tun, den Wohnungsbau zu forcieren, so Fenninger.

Einig sind sich die Befürworter von Fuchs, dass man ihm die Probleme mit der Sanierung der Beethovenhalle nicht allein anlasten könne. „Wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, hätte ich die Beethovenhalle nicht übernommen“, sagte Fenninger. Da hätten sich andere im Verwaltungsvorstand, wie der frühere Stadtbaurat, „weggeduckt“.

"Auf Herrn Fuchs ist in jeder Hinsicht Verlass"

Personalrat Christoph Busch hält Fuchs für einen ausgewiesenen Verwaltungsfachmann: „Auf Herrn Fuchs ist in jeder Hinsicht Verlass“, sagte er. Das sei beim schwierigen Überleitungsvertrag von 350 Mitarbeitern der Müllabfuhr der Fall gewesen. 2013 überführte die Verwaltung das damalige Stadtreinigungsamt in die Anstalt öffentlichen Rechts „Bonnorange“. „Beim Gesundheitsmanagement und bei der Gewaltprävention ist die Stadt Vorreiter in ganz NRW“, so Busch. Bei der Umstrukturierung der Bürgerdienste habe Fuchs mit der Zentralisierung im Stadthaus, Personaleinsparungen und Systemumstellung zu viel auf einmal gewollt.

Den Fraktionen der Opposition fallen vor allem die genannten beiden Negativbeispiele zur Arbeit des Stadtdirektors ein. „Fuchs selbst hatte sein politisches Schicksal gleich mehrfach mit Erfolgen bei den Großvorhaben der Reform des Bürgeramtes und der Sanierung der Beethovenhalle verknüpft. Daran müssen Rat und Öffentlichkeit den Stadtdirektor jetzt messen“, sagte Faber. Bärbel Richter (SPD) sieht das ebenso: „Er hat zweimal gesagt, wenn, dann. Jetzt sollte er Konsequenzen ziehen.“

Marcel Schmitt (BBB) kritisiert darüber hinaus die immer wieder auftauchenden Probleme, genug Personal für die Bäder bereitzustellen. Der BBB will ebenso wenig eine Verlängerung mit Fuchs wie die Allianz für Bonn (AfB). Die Sozialliberalen haben sich noch nicht festgelegt. Auf Anfrage, wo denn die Grünen konkret Verfehlungen und Verdienste des Stadtdirektors sehen, verwies Grünen-Fraktionssprecherin Brigitta Poppe-Reiners auf eine adhoc anberaumte außerordentliche Mitgliederversammlung der Grünen zur Personalie Fuchs am kommenden Samstag.

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