Verkehrssicherheit Bonner Senioren erhalten Tipps für das Autofahren

Bonn · Die Polizei und die Verkehrswacht Bonn gaben Senioren im Haus der Bildung Tipps für sicheres Autofahren im Alter. Ein regelmäßiger Test auf Fahrtauglichkeit ist für die Experten kein Thema.

 Ein Senior sitzt in einem Auto und schaut in den Rückspiegel.

Ein Senior sitzt in einem Auto und schaut in den Rückspiegel.

Foto: picture-alliance/ dpa

Ein Teilnehmer regte sich sehr über die Vorurteile auf, die Senioren im Straßenverkehr oft entgegengebracht werden. Es seien doch oft die jungen Leute, die durch rücksichtsloses Fahren Unfälle verursachen. Tatsächlich, sagten Cornelia Brodeßer von der Verkehrswacht Bonn und Silke Mollberg von der Bonner Polizei beim Volkshochschulkurs „Autofahren im Alter“ am Dienstag im Haus der Bildung, sei die Unfallbelastung älterer Menschen nicht höher als die jüngerer Verkehrsteilnehmer. Aber höher als die von Menschen im Alter dazwischen. Ab etwa 75 Jahren steige die Unfallgefährdung an, vor allem auf Innerortsstraßen.

Denn irgendwann machen sich körperliche Defizite bemerkbar. Seh- und Hörfähigkeit, Aufmerksamkeit, Belastbarkeit, Reaktionsfähigkeit, Auffassungsgeschwindigkeit und motorische Fähigkeiten seien „Dinge, die im Alter abnehmen“, so Brodeßer. „Für manches braucht man eben länger“. Wird die Wirbelsäule unbeweglicher, kann man nicht mehr so gut nach hinten schauen; Hör- und Sehschwächen brächten „Verarbeitungsmängel bei schnell wechselnden und komplexen Situationen im Straßenverkehr“ mit sich. Lange Fahrerfahrung könne das nur teilweise kompensieren.

Im Alter steigt auch die Notwendigkeit Medikamente einzunehmen. Für die Fachfrau von der Verkehrswacht ein wichtiger Faktor bei der Fahrtauglichkeit. Nicht immer seien sie wirklich für ältere Menschen geeignet. „Viele Medikamente werden an jungen und fitten Menschen getestet.“ Wer keine Geduld für lange, kleingedruckte Beipackzettel mit kryptischen Formulierungen habe, solle seinen Arzt oder Apotheker konsultieren. „Seit 2016 haben Sie auch Anspruch auf einen Medikationsplan.“

Darüber hinaus seien alle zwei Jahre ein Augen-Check sowie regelmäßige Untersuchungen beim Hausarzt auf Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes, Allergien oder auch Schlafstörungen unabdingbar. Letzteres sei ein großes Unfallrisiko: Nur mal für den Bruchteil einer Sekunde eingenickt, und schon könnte man eine rote Ampel übersehen oder es taucht auf der Autobahn ein Lkw vor einem aus der Dunkelheit auf. „Sekundenschlaf kann ein medizinisches Problem sein“, so Brodeßer. Auf der Autobahn solle man dann am besten auf eine Raststätte fahren und sich die Beine vertreten.

Fahrsicherheitstrainings statt Tests auf Fahrtauglichkeit

Ein Teilnehmer sprach technische Assistenten an, die das Autofahren sicherer machen sollen. „Richtig“, sagte Brodeßer, „aber es wird oft nicht verstanden, wie sie funktionieren“. Dann piept und blinkt es plötzlich, der Fahrer weiß nicht, was das bedeuten soll, und ist abgelenkt und gestresst. Aus dem gleichen Grund sei sie auch gegen Freisprechanlagen: Nicht jeder sei multitaskingfähig.

Die Anwesenden konnten auch einen Reaktionstest machen, den Brodeßer mitgebracht hatte, und sich bei Mollberg Tipps zum Autofahren abholen: Richtig sitze man, wenn Arme und Beine leicht angewinkelt seien. Wichtiger sei aber, dass man sich so hinsetzt, wie man sich am wohlsten fühlt. Wer sich schwertue ins Auto einzusteigen, könne ein einfaches Hilfsmittel nutzen: eine Plastiktüte, die man vor dem Einsteigen auf den Sitz legt. Man setzt sich drauf, kann sich leicht in die richtige Position drehen und sie nachher wieder wegnehmen.

Der Forderung, dass ältere Menschen regelmäßig auf Fahrtauglichkeit getestet werden sollten, wollten sich die beiden nicht anschließen. Die komme oft von Versicherungen und Krankenkassen, „die sich stärker damit auseinandersetzen müssen, dass die Leute auch hochbetagt Auto fahren“. Sie empfahlen aber Fahrsicherheitstrainigs für Menschen ab 60 Jahren und das begleitete Fahren – beides ADAC-Angebote.

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