Funken statt Facebook und Twitter

Amateurfunker der Ortsverbände Bonn und Potsdam feiern das 20-jährige Bestehen ihrer Partnerschaft.

Funken statt Facebook und Twitter
Foto: privat

Beuel-Limperich. Auch wenn es sich viele (gerade junge) Internetnutzer nicht vorstellen können: Es gibt tatsächlich eine Alternative zu Facebook, Twitter und Co. Denn nicht nur über diese sozialen Netzwerke kann man mit Freunden und Bekannten über weite Entfernungen in Kontakt bleiben - das funktioniert auch über das Amateurfunken, wie die Ortsverbände Bonn G03 und Potsdam Y09 seit nunmehr 20 Jahren eindrucksvoll unter Beweis stellen.

1990 begann die enge und vielfältige Partnerschaft. Um den runden Geburtstag gemeinsam zu feiern, kamen die Potsdamer für drei Tage zu Besuch nach Bonn. Auf dem Programm standen unter anderem eine Besichtigung des Post-Tower, eine Schifffahrt auf dem Rhein und eine Tour zum Drachenfels.

Deutschlandweit gibt es immerhin noch 75 000 Personen, die eine Funklizenz besitzen. Doch was macht das Amateurfunken nun besonders und inwiefern hält es mit den modernen Kommunikationsmöglichkeiten mit? "Bei dem Funksport geht es um viel mehr als nur um die Kommunikation. Es ist eigenes Basteln und ein vielseitiges Hobby", sagt Helmut van Edig, Beauftragter für die Partnerschaft zwischen den beiden Vereinen.

Für Funkamateure gibt es sogar Wettkämpfe. In der freien Natur bauen die Teilnehmer ihre Stationen auf. Dann gilt es, so viele Funkverbindungen wie möglich in einer bestimmten Zeit herzustellen. In sogenannten "Logbüchern" werden dann die Frequenzen eingetragen.

Auf zwei Ereignisse sind die Vereine Bonn und Potsdam besonders stolz. Seit 1990 ist der späte Mittwochnachmittag im Kalender der Mitglieder der Ortsverbände G03 und Y09 reserviert. Dann heißt es: Frequenz 3,670 MHz auf den Reglern einzustellen und auf den Ruf "cq Bonn-cq Potsdam" zu antworten. "Nur der Weltuntergang würde uns davon abhalten, an dieser Runde teilzunehmen", heißt es in der gemeinsamen Festschrift der Vereine, die zum 20-jährigen Bestehens der Partnerschaft verfasst wurde. So unternehmen die Teilnehmer auch in ihren Ferien alles, um vom Urlaubsort aus in die Runde einsteigen zu können.

Die zweite Besonderheit sind die Funkexpeditionen. Die erste fand im Frühjahr 2009 statt. Dann geht es in Länder, die noch nicht so sehr in den Funkverkehr eingebunden sind. Dazu gehören die Insel Sal auf den Kapverden oder Burundi (Afrika). Ziel ist es, von der Expedition mit prall gefüllten Logbüchern zurückzukehren, die tausende von Funkverbindungen ausweisen.

Helmut van Edig war schon dabei, als die Ortsverbände sich zum ersten Mal im August 1990 in Potsdam getroffen haben. Die Partnerschaft ist eine der wenigen noch voll aktiven, die eng mit der Städtepartnerschaft Bonn-Potsdam verbunden ist. "Wir Funkamateure wollten damals auch etwas tun, um die Folgen der Teilung zu überwinden, deshalb bedeutet mir die Verbundenheit mit dem Potsdamer Ortsverband sehr viel", sagt van Edig.

Die Partnerschaft habe sich als nachhaltig erwiesen. In der Jubiläumsfestschrift steht geschrieben: "In der Zeit nach dem Mauerfall konnten wir indirekt dazu beitragen, Vorurteile abzubauen. Nicht zwischen den Funkamateuren, sondern im näheren und weiteren Umfeld."

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