Stadt verkauft Villa am Hofgarten

Es ist ein sanierungsbedürftiges Schmuckstück in bester Innenstadtlage: Die Stadt verkauft das denkmalgeschützte Haus Adenauerallee 7 für rund 800 000 Euro an zwei Investoren.

 Eine Gruppe ausländischer Studenten der Akademie vor dem Eingang der Adenauerallee 7: Das Haus wurde 1907 als Stadtvilla errichtet und steht unter Denkmalschutz.

Eine Gruppe ausländischer Studenten der Akademie vor dem Eingang der Adenauerallee 7: Das Haus wurde 1907 als Stadtvilla errichtet und steht unter Denkmalschutz.

Foto: Max Malsch

Bonn. Es ist ein sanierungsbedürftiges Schmuckstück in bester Innenstadtlage: Die Stadt verkauft das denkmalgeschützte Haus Adenauerallee 7 für rund 800 000 Euro an zwei Investoren. Einem entsprechenden Vorschlag der Verwaltung stimmte der Stadtrat vorige Woche in nicht-öffentlicher Sitzung zu. In dem 1907 errichteten Gebäude mit Hofgarten-Blick sind bisher zwei gemeinnützige Vereine die Hauptmieter: der Oxford-Club und die Akademie für Internationale Bildung (AIB).

Bei beiden löst der Verkauf eine gewisse Unruhe aus - obwohl die Käufer mit Firmensitz in Buschdorf sich verpflichten mussten, die Mietverträge bis 2017 garantiert zu erfüllen. "Wir würden gern im Gebäude bleiben", sagt Iris Budweth, die Vorsitzende des Clubs in der ersten Etage, der die Städtefreundschaft mit Oxford fördert. Ansonsten hält sich Budweth bedeckt.

Dr. Rainer Zäck, Geschäftsführer der Akademie, macht dagegen keinen Hehl aus seiner Besorgnis. "Wir wissen nicht, was die neuen Eigentümer langfristig mit dem Haus vorhaben." Ihn stört, dass die Stadt einfach an den Meistbietenden verkauft: "Damit hat sie keinen Einfluss mehr auf die Nutzung."

Das Haus mit 755 Quadratmetern Nutzfläche und 1588 Quadratmetern Grundstück liegt planungsrechtlich im "allgemeinen Wohngebiet", was sowohl Wohnungen als auch Büros erlaubt. Die Akademie für Internationale Bildung hat neben 200 Quadratmetern Büro- und Schulungsflächen eine Wohnung für eigene Dozenten gemietet.

In einem weiteren Quartier lebt eine Studenten-Wohngemeinschaft. Derzeit unterrichtet die AIB nach Zäcks Angaben rund 130 Studenten, die vorwiegend aus den USA kommen. "Die mögen unser Gebäude", erzählt der Geschäftsführer. "Für die ist das 'Old Europe' und typisch für die Stadt." Nicht zufällig taucht das Haus in dem 50er-Jahre-Werbefilm "Ohne Baedeker durch Bonn" auf. Alteingesessene kennen es noch als Klein-Königshof, weil es nach den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg auch als Hotel genutzt worden war.

Die Stadt hatte die Immobilie zunächst beiden Vereinen zum Kauf angeboten. "Aber das war zu teuer für uns", so AIB-Geschäftsführer Zäck. "Und als wir private Geldgeber gefunden hatten, lief die Ausschreibung zum Höchstpreis schon." Die Verwaltung hatte im Mai einen Verkehrswert von 930 000 Euro angesetzt, wegen des Renovierungsstaus aber nur ein Mindestgebot von 770 000 Euro verlangt. Unter fünf Bewerbern setzte sich die Buschdorfer Firma durch. Die soll nach GA-Informationen planen, die Stadtvilla direkt weiterzuverkaufen. Am Montag war im Büro der Firma telefonisch niemand zu erreichen.

Die Adenauerallee 7 stand auf einer Liste mit knapp 100 städtischen Gebäuden, die der Rat im Jahr 2006 zum Verkauf freigab - nicht zuletzt, um die Unterhaltungskosten zu sparen.Veräußert wurden seitdem mehr als ein Dutzend Immobilien, darunter laut Presseamt das Bürogebäude der Beethovengesellschaft an der Poppelsdorfer Allee 17, ein Vereinshaus mit Gaststätte an der Mainzer Straße 141-143, das ehemalige Schullandheim Kommern und ein Wohnhaus mit Lokal am Belderberg 20.

Leerstand in der City Zu den Gebäuden, die die Verwaltung verkaufen soll, gehören auch die Häuser Budapester Straße 15, 17, 19 und 21 - gegenüber vom Stadthaus. Während im Hinterhof der Nummer 15 der Vaterstädtische Verein Ehrengarde noch sein Zeughaus betreibt, sind die restlichen Gebäude weitgehend verwaist. Alle vier stehen unter Denkmalschutz. Die Stadt will sie wahrscheinlich im Frühjahr 2011 ausschreiben. Vorher soll die mögliche Nutzung geklärt werden.

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