Bad Godesberger Frauen nähen Puppen für Weltfrauentag

BAD GODESBERG · Die Schneiderschule "Nähmaus" in Bad Godesberg beteiligt sich an einer Aktion von Amnesty International, die auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam macht.

 "Nähen gegen Gewalt": Sandra Hanke, Corina Bejan, Andrea Rose, Sandra Wojciechowski, Elke Wilke, Andrea Wiest und Susanne Röhl (v.l.n.r.).

"Nähen gegen Gewalt": Sandra Hanke, Corina Bejan, Andrea Rose, Sandra Wojciechowski, Elke Wilke, Andrea Wiest und Susanne Röhl (v.l.n.r.).

Foto: Ronald Friese

Das Püppchen, das in den flinken Händen von Elke Wilke langsam Kontur annimmt, sieht schon allerliebst aus. Unter dem schwarzen Haarschopf blicken die Schneidermeisterin aus dem runden Stoffgesicht dunkle Kulleraugen an. Vorsichtig näht die 70-Jährige noch die zarten Arme und Beine an das gelbe Kleidchen an. "Da braucht eine geübte Näherin schon einige Stunden", urteilt Wilke.

Die sechs Frauen um sie herum nicken. Den ganzen Samstag lang haben sie sich mit Wilke, die die Materialien stellt, einer deutschlandweiten Aktion der Hilfsorganisation Amnesty International verpflichtet.

"Nähen gegen Gewalt" heißt das Motto in der Plittersdorfer Schule "Nähmaus". "Wir wollen mit so vielen selbst genähten Puppen wie möglich im Vorfeld des Weltfrauentages am 8. März darauf aufmerksam machen, dass das Leben von so vielen Frauen weltweit von Diskriminierung und Gewalt geprägt ist", erklärt Sandra Wojciechowski, die mit der Idee, an der Aktion teilzunehmen, sofort Begeisterung bei den übrigen "Nähmäusen" auslöste.

Das süße Püppchen, dem Wilke jetzt noch mit feinsten Stichen das Amnesty-International-Etikett annäht, wird in der Sammelstelle der Organisation brutal mit schwarzen Nadeln bespickt. "Diese werden Symbole für die Verletzungen sein, die Frauen weltweit durch Gewalteinwirkung erleiden", erläutern Andrea Rose und Corinna Bejan, die an den Nähmaschinen kleine Säume herunterrattern.

Gewalt in Paarbeziehungen, während der Schwangerschaft, durch Vergewaltigung, Genitalverstümmelung, Zwangsverheiratung oder Säureattentate - die Nadeln an den sensibelsten Körperstellen der dann gar nicht mehr niedlichen Püppchen werden am Weltfrauentag auch die Bonner Öffentlichkeit aufrütteln, ist Sandra Hanke überzeugt.

Die geschundenen Frauen könnten sich nicht selbst Gehör verschaffen. Dafür machten das jetzt stellvertretend auch viele Godesberger Frauen. Denn auch aus Privathaushalten und Nähgruppen laufen in diesen Wochen nach einem einheitlichen Muster gefertigte Püppchen bei Amnesty ein. So auch die der "Nähmäuse".

Nachdem die Gruppe unzählige Stoffteile über Stunden zugeschnitten und die ersten Nähte gefertigt hat, stopft Dorle Schippers die Gliedmaßen nach und nach mit Füllmaterial. Vorsichtig hilft sie mit einem Stift nach. "Das Däumchen muss nach oben zeigen. Nicht vergessen", erinnert Susanne Röhl. Auch sie ist an diesem Tag ehrenamtlich mit an Bord. "Weil es für eine gute Sache ist und weil es auch Spaß macht."

Die Frauen sind guter Stimmung. Das liegt auch daran, dass Gerd Wilke ihnen zur Stärkung eine warme Suppe gekocht hat. Seine Ehefrau Elke gibt seit 27 Jahren mit Herzblut Nähkurse. "Für die Studienrätin, die Bankangestellte, die Rentnerin, aber auch für den jungen Vater, der angebissen hat."

Sie brauche Stecknadeln, ruft Andrea Wiest von der Nähmaschine aus um Hilfe. Die Püppchenteile müssen doch noch einmal extra befestigt werden. "Das ist schon eine Fisselsarbeit wegen des kleinen Formats", stöhnt Wiest. Aber als am späten Nachmittag dann 22 herrliche schwarzgelbe Puppen fertig auf dem Schneidertisch liegen, sind sieben "Nähmäuse" hochzufrieden. "Unser Einsatz hat sich gelohnt."

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