Sanierungsprojekt in Bad Godesberg Ein Altbau wird auf Zukunft getrimmt

Bad Godesberg · Godesbergerin will Haus von 1905 originalgetreu sanieren und dabei energetische Topstandards berücksichtigen. Hohe Decken, große Sprossenfester, massive Holztreppen, feuchte Gewölbekeller, ungedämmte Dielenfußböden und filigran gearbeitete Haustüren - der Altbau an der Bonner Straße in Bad Godesberg präsentiert sich in einem fast originalen Zustand. Und zwar weitgehend so, "wie eben 1905 gebaut wurde", erklärt die Bad Godesberger Architektin Nicole Wolff

Das ist aus ihrer Sicht auch keineswegs die schlechteste Bauweise gewesen. Nach einem Gang mit Wolff durch die leer stehenden Räume kann es gleichwohl keine Zweifel geben: Das rund 200 Quadratmeter große Wohnhaus ist vom Keller bis unters Dach renovierungsbedürftig.

Genau das will auch die neue Eigentümerin: Ende 2011 hatte die Godesbergerin Naphawan Böttcher den Kaufvertrag unterschrieben und plant nun Großes: Nachdem sie bereits ihr Wohnhaus, einen Altbau an der Paul-Kemp-Straße in Bad Godesberg, in Eigenarbeit originalgetreu und dabei energetisch saniert hat, sind ihre Ziele an der Bonner Straße noch ambitionierter. Aus dem Altbau will sie ein Passivhaus machen. Dabei verlässt sie sich auf die auf Passivhäuser spezialisierte Architektin Nicole Wolff.

Das Haus, laut Architektin Wolff 1905 von dem Architekten Pies gebaut, hat viel Historie. So wohnte auch der Sohn des Bauherren, der Bad Godesberger Arzt Paul Pies, darin: Der hatte im März 1945 durch seine Beteiligung bei den Übergabeverhandlungen mit den anrückenden GIs ein Stück Stadtgeschichte geschrieben. Nachdem Naphawan Böttcher das Haus vor wenigen Wochen von der Nichte des Arztes gekauft hatte, fühlt man sich beim Gang durch die nun leeren Räume immer noch in längst vergangene Zeiten versetzt. Dazu trägt etwa die antiquierte Dusche mit einer in keinem Baumarkt der Welt mehr zu bekommenden Handbrause im Gewölbekeller bei. Nur einen Raum nebenan gibt es eine weitere Rarität zu sehen: einen rußgeschwärzten Kohlebunker. Nur im zweiten Obergeschoss wurde im Laufe der Jahre etwas verändert: Davon zeugen nachträglich eingezogene Wände aus Rigips und Plastikrohre für ein zusätzliches Badezimmer.

Für Architektin Wolff ist der nahezu originale Zustand "ein Glücksfall", wie sie sagt. Da die Substanz des Altbaus unverändert geblieben ist, lasse sich eine am originalen Charakter des Hauses orientierte energetische Sanierung viel besser planen: "Wir wollen mit dem Bestand aus dem Jahr 1905 durch die energetische Sanierung ein Niveau erreichen, welches bei Neubauten wahrscheinlich erst 2020 gefordert sein wird." Die Motivation der Bauherrin: Zum einen "steht" sie auf alte Häuser, zum anderen möchte sie lieber "bei der Sanierung etwas mehr investieren, um dann bei den Energiekosten dauerhaft zu sparen". So geschehen bereits in ihrem unter Denkmalschutz stehenden Wohnhaus in der Paul-Kemp-Straße. Das ist jetzt nach drei Jahre dauernden Arbeiten vom Keller bis zum Dach "ökologisch" fertig saniert.

Um an der Bonner Straße neue Maßstäbe zu setzen, hatte sich Böttcher zunächst bei Celia Schütze von der Bonner Energieagentur Rat geholt. Ihr war schnell klar, dass es angesichts der ambitionierten energetischen Standards, die die Bad Godesbergerin anstrebt, nur in eine Richtung gehen konnte: Aus dem Altbau ein Passivhaus zu machen. Dabei sieht Schütze durchaus die Schwierigkeiten: "Einen Altbau rundherum zu dämmen, erfordert ein lückenloses Gesamtkonzept." Je lückenloser die Dämmung des Gebäudes ist, so Schütze, um so geringer seien die Wärmebrücken wie Balkone und Vordächer und Energieverluste und Schimmelrisiko.

Der Herausforderung will nun Architektin Wolff stellen. Ihr Ziel ist, den Altbau so zu dämmen, dass jeder Quadratmeter nur noch 15 Kilowatt im Jahr verbraucht. Zum Vergleich: "Dieses Haus würde im unsanierten Zustand 300 Kilowatt pro Quadratmeter verbrauchen", rechnet Wolff vor.

Klar ist bereits: Von einigen Details des Hauses wird sich die Bauherrin wohl verabschieden müssen. So von den alten Sprossenfenstern und der Haustür. Dennoch: Wenn der Bauantrag eingereicht ist, kann die Sanierung "mit Leuchtturm-Funktion" laut Wolff losgehen. Geplant ist: Noch 2012 soll aus dem Altbau ein Passivhaus geworden sein.

Der General-Anzeiger wird das Sanierungsprojekt in den nächsten Monaten begleiten und über Baufortschritte berichten.

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