Hilfsaktion eines Bad Godesbergers Brillengestelle für die Ärmsten

BONN · GA-Zeitungsausträger Tilakasiri Gunatilake aus Bad Godesberg sammelt Spenden für Menschen in Sri Lanka. Insbesondere ausrangierte Brillengläser sucht er für die Armen in seiner Heimat zusammen.

 Gregor Schürmann und Tilakasiri Gunatilake sammeln Brillen für Kandy.

Gregor Schürmann und Tilakasiri Gunatilake sammeln Brillen für Kandy.

Foto: Barbara Frommann

Und irgendwann lag der gesamte Tisch voller Brillen. Kleine, große, metallene, bunte. Sehhilfen in allen Formen, Größen und Farben. „In meiner Heimat Sri Lanka gibt es viele arme Menschen, die dringend eine Brille brauchen. Da kann ich jetzt wieder viele ungenutzte Gestelle nach Hause schicken“, sagte Tilakasiri Gunatilake glücklich.

Der 66-Jährige lebt mit seiner Familie seit Jahrzehnten in Deutschland. Mit Frau und Tochter arbeitet er zuverlässig als Heiderhofer Zusteller für den General-Anzeiger. Und nebenbei sammelt Gunatilake ausrangierte Brillengläser für die Armen in seiner Heimat. Brillengläser in der benötigten Stärke zu bekommen, das sei nicht so teuer in Sri Lanka, erzählt er. Aber die Gestelle könnten sich eben ärmere Menschen kaum leisten. „Wir kommen aus Kandy, einer alten Königsstadt auf Sri Lanka. Deshalb habe ich meine Hilfsaktion ,Brillenhilfe Kandy' genannt,“ sagt Gunatilake.

Seit zwei Jahren sammelt er große Mengen an Gestellen für die Heimat und überlegt, wie er auch Gelder für Brillengläser für die Ärmsten der Armen erhalten kann. Mit einem Bekannten aus Süddeutschland, der ebenfalls aus Sri Lanka stammt, schaffte der Familienvater vor gut einem Jahr rund 3000 nicht mehr genutzte Brillengestelle nach Kandy und verteilte sie unter bedürftigen Menschen.

Hilfe bekam Gunatilake dabei auch von seinem Arbeitgeber Gregor Schürmann, Geschäftsführer der Vertriebsgesellschaft für Bad Godesberg und Wachtberg. „Ich selbst bin seit früher Kindheit Brillenträger. Tatsächlich ist es ja so, dass man alte Brillen oft aufhebt, weil man denkt, man könnte sie ja vielleicht noch mal gebrauchen, was aber nie so kommt“, meint Schürmann. Also schaute er schon mal selbst zu Hause nach – und fand vier bis fünf alte Brillengestelle, die nutzlos herumlagen. Sofort gingen sie in die Hilfsaktion ein. Schürmann fragte auch in seinem privaten Umfeld nach. Und es sammelten sich Dutzende Gestelle.

Schürmann fühlte sich nicht nur durch die Erzählungen Gunatilakes angespornt, sondern auch durch einen Videofilm. „Der zeigt, wie Herr Gunatilake und sein Helfer die Brillengestelle vor Ort ausgeben. An dem Tag hatte sich schon um drei Uhr morgens eine Warteschlange von Bedürftigen gebildet“, kann es Schürmann kaum glauben. Die Schlange habe schnell eine Länge von knapp einem Kilometer angenommen, sodass die 3000 kostenlosen Gestelle aus Deutschland weggingen wie warme Semmeln. „Circa 500 Menschen mussten damals jedoch leer ausgehen. Auch die wollte Herr Gunatilake noch bedienen.“ Ein Augenoptiker im bayerischen Gunzenhausen unterstützte die Aktion. Aber auch einer im rheinischen Brühl. Den hatte Schürmann an Land gezogen. Weitere 1000 Brillen kamen so zusammen, die Gunatilake im Oktober nach Sri Lanka brachte.

Zu Hause sammelten sich derweil schnell weitere 380 Gestelle an, die der Godesberger Zeitungsausträger fürs GA-Foto stolz auf dem Tisch ausbreitete. Sie sind inzwischen schon in einem großen Paket in die Heimat unterwegs. Ein Kontaktmann des Vertrauens wird sie verteilen. „Ich sammle weiter. Sicher gibt es noch viele Menschen, die alte ungebrauchte Gestelle zu Hause liegen haben“, meint Gunatilake zuversichtlich. Schürmann ist auch weiterhin im Boot: Er wird jetzt auch andere Optiker in der Region anschreiben: Stichwort „Brillenhilfe Sri Lanka“.

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