Neues Baugebiet in Kardorf Investor will keinen sozialen Wohnungsbau

BORNHEIM-KARDORF · Das Unternehmen, die Montana Wohnungsbaugesellschaft aus Bad Honnef, verweist darauf, dass der Verkauf für das Kardorfer Neubaugebiet zwischen den Straßen Katzentränke, Travenstraße, Sankt-Josefs-Weg und Blumenstraße bereits weit fortgeschritten ist.

 An der Kardorfer Blumenstraße laufen die Bauarbeiten für eine neue Wohnsiedlung.

An der Kardorfer Blumenstraße laufen die Bauarbeiten für eine neue Wohnsiedlung.

Foto: Antje Jagodzinski

Im Kardorfer Neubaugebiet „Im Blumengarten“ wird voraussichtlich kein Mehrfamilienhaus für sozialen Wohnungsbau entstehen. Der Bornheimer Rat hatte die Verwaltung mehrheitlich beauftragt, entsprechende Verhandlungen mit dem Investor, der Montana Wohnungsbaugesellschaft, zu führen. Das Bad Honnefer Unternehmen hat der Stadt inzwischen aber mitgeteilt, dass es die vorgesehene Fläche dafür nicht zur Verfügung stellen möchte.

„Der Vorschlag der Verwaltung kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt“, heißt es in einem Brief der Montana, der den Unterlagen zur nächsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses beigefügt ist. „Mit derzeitigem Stand ist der Verkauf sehr weit fortgeschritten, und die Käufer gehen nicht davon aus, dass in ihrer unmittelbarer Nähe öffentlich geförderter Wohnraum entsteht“, schreibt die Gesellschaft an das städtische Planungsamt.

Das Bad Honnefer Unternehmen errichtet bekanntlich auf einem vier Hektar großen Areal zwischen den Straßen Katzentränke, Travenstraße, Sankt-Josefs-Weg und Blumenstraße (L 183) 82 Doppelhaushälften und zwei Mehrfamilienhäuser mit je acht Wohnungen. Die Bauarbeiten sind bereits im Gange.

Zu dem Vorschlag, zusätzlich ein Mehrfamilienhaus für den sozialen Wohnungsbau vorzusehen, war es gekommen, da am Rande des Neubaugebiets wider Erwarten noch eine Fläche von rund 5500 Quadratmetern zur Verfügung steht. Diese war ursprünglich für den Bau eines großen Regenrückhaltebeckens vorgesehen.

Das fällt nun aber kleiner aus als ursprünglich geplant, da stattdessen die Entwässerung für Kardorf und Waldorf durch ein größeres Becken auf dem Feld hinter der Haltestelle der Bahnlinie 18 verbessert werden solle, erklärt Bürgermeister Wolfgang Henseler. Über diese Bauarbeiten wolle die Stadt in Kürze in einem Bürgerbrief informieren.

Für die somit im Neubaugebiet frei gewordene Fläche hatten die Grünen beantragt, den gewonnenen Raum für sozialen Wohnungsbau zu nutzen. SPD, FDP, Linke sowie ABB und Piraten schlossen sich Anfang Dezember im Rat dem Antrag an, entsprechende Verhandlungen mit dem Investor zu führen. CDU und UWG stimmten dagegen mit dem Hinweis, dass man dem Investor zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr reinreden sollte.

Der verweist in seinem Schreiben vom 6. Januar nun auch darauf, dass die Idee des öffentlich geförderten Wohnraums bisher kein Thema gewesen sei: „Wir sehen uns jetzt nicht in der Lage, den in der Bevölkerung als ,negativ' angesehenen sozialen Wohnungsbau (ob berechtigt oder nicht) hier umzusetzen.“

Die Verwaltung empfiehlt dem Ausschuss für Stadtentwicklung für seine nächste Sitzung daher, den Bebauungsplan so zu ändern, dass der Investor auf der zusätzlichen Fläche circa neun weitere Wohneinheiten in Form von zweigeschossigen Einfamilien- und Doppelhäusern errichten kann und dafür ein beschleunigtes Verfahren durchzuführen.

Das wollen die Grünen nicht hinnehmen, wie sie in einer Pressemitteilung ankündigen. Das Schreiben des Investors erwecke den Eindruck, dass dieser sich nicht ernsthaft mit dem sozialen Wohnungsbau beschäftigt habe: „Sozialer Wohnungsbau muss weder ein Vermarktungshemmnis noch ein baulicher Sündenfall sein“, meint Ratsmitglied Markus Hochgartz. „Auch Doppelhaushälften und Einfamilienhäuser sind nach dem Gesetz der sozialen Wohnbauförderung möglich.“ Fraktionsvorsitzender Manfred Quadt-Herte weist zusätzlich darauf hin, dass man dem Investor durch die „on top“ gewonnene Fläche nichts wegnehme: „Er bekommt nur nicht so viel zusätzlich, wie er vielleicht gehofft hat.“

Von der Verwaltung hätten sich die Grünen gewünscht, dass sie dem Wunsch der Politik nachgekommen wäre und aufgezeigt hätte, wie man in Kardorf sozialen Wohnungsbau umsetzen kann, statt den Wünschen und Planungen des Investors zu folgen, so Quadt-Herte. „Da muss dann auch die Frage erlaubt sein, wie ernst es der Stadt mit sozialem Wohnungsbau und der Gründung einer Wohnungsbaugesellschaft wirklich ist“, kritisiert der Fraktionschef.

Der Stadtentwicklungsausschuss tagt am Mittwoch, 17. Februar, ab 18 Uhr im Ratssaal des Rathauses in Bornheim.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort