Forstwirtschaft Jährliche Begehung des Rheinbacher Stadtwaldes

RHEINBACH · Die Jährliche Begehung des Rheinbacher Stadtwaldes mit Bürgermeister, Ratsmitgliedern und Förster fand wieder statt. Der Holzverkauf brachte mehr als 300.000 Euro ein.

 Angeführt von Förster Sebastian Tölle (r.) und Bürgermeister Stefan Raetz ging es durch den Rheinbacher Stadtwald.

Angeführt von Förster Sebastian Tölle (r.) und Bürgermeister Stefan Raetz ging es durch den Rheinbacher Stadtwald.

Foto: Axel Vogel

Für Outdoor-Sportler gibt es kein schlechtes Wetter. So war trotz der herbstlich-feuchten Wetterbedingungen am frühen Samstagmorgen schon ganz schön was los im Naherholungsgebiet Rheinbacher Stadtwald: Zahlreiche Läufer, Nordic Walker, Spaziergänger und Biker waren unterwegs. Ein anderes Ziel als die morgendliche körperliche Ertüchtigung verfolgte etwa ein Dutzend Ratsmitglieder, Ortsvorsteher und interessierte Bürger um Bürgermeister Stefan Raetz: die traditionelle jährliche Begehung des Rheinbacher Stadtwaldes unter fachkundiger Führung von Stadtförster Sebastian Tölle.

„Das ist quasi die Inaugenscheinnahme seines Waldes durch den Eigentümer“, so Bürgermeister Raetz. In Augenschein nahm Stadtförster Tölle erst einmal das Schuhwerk der Interessierten und urteilte: bis auf eine Ausnahme alle geländetauglich. Denn die Führung sollte nicht nur auf festen Wegen erfolgen, sondern auch abseits. Und das hatte es nach tagelangen Regenfällen durchaus in sich.

Vom Hauptweg am Parkplatz Waldkapelle ging es gleich nach wenigen Schritten rechts ab auf einen weitgehend unbefestigten Weg entlang des Eulenbachs, weil er „auf den Zustand dieses Weges angesprochen worden“ sei, so Tölle. Er machte der Gruppe vor Ort deutlich, dass es wegen der Nässe nicht möglich sei, mit Fahrzeugen Schotter in diesen Weg zu fahren.

Außerdem sei ein Ausbau aus Naturschutzgründen nicht zulässig. Als „sehr, sehr aufwendig“ bezeichnete er auch den Vorschlag, Holzstege in den Nassgebieten anzulegen, wie er auf die entsprechende Nachfrage sagte, weil das Holz dort nur mit unverhältnismäßig hohem Personal- und Zeitaufwand hingebracht werden könne.

Von diesem unbefestigten Weg ging es dann über einen Graben direkt in den Wald, wo die Gruppe an der dicksten Buche Halt machte. Der rund 180 Jahre alte Baum mit einem Stammdurchmesser von etwa 1,10 Metern hatte vor Jahren einmal einen Kronenbruch gehabt, sodass sich eine zweite Krone ausgebildet hat. Die Folge: „Jedes Blatt, das ein Baum mehr hat, lässt ihn schneller wachsen.“

Buchen werden maximal etwa 220 Jahre alt

Die Frage, ob die Buche in forstwirtschaftlicher Hinsicht gefällt werden sollte, stelle sich nicht, so Tölle. Denn da Buchen maximal etwa 220 Jahre alt werden, sei sie im letzten Viertel ihres Lebens, werde zwar noch dicker, aber wahrscheinlich innen hohl. Der Wert liege bei rund 600 Euro für das Stammholz plus rund 200 Euro für das Kronenbrennholz. Der Gesamtertrag von 800 Euro stehe in keiner Relation.

Anders wäre dies, wenn es sich um eine Eiche handeln würde. Ein einziges sieben Meter langes Stammstück einer Eiche beispielsweise habe aufgrund seiner hohen Qualität bei der Holzversteigerung 6100 Euro eingebracht. „Mit dem Erlös dieses einen Baumes konnten wir ganze Wanderwege wieder herrichten“, so Tölle.

Im Waldwirtschaftsjahr 2016 sind laut Bericht insgesamt 3422 Festmeter Holz verkauft worden, was einen Gesamterlös von rund 300 000 Euro erbracht hat. Der Holzeinschlag sei aber mit 66 Prozent dessen, was insgesamt hätte herausgeholt werden dürfen, auf einem durchschnittlichen Niveau gewesen, so Tölle. Besonders nachgefragt war Eichenholz, das aufgrund der Tatsache, dass die nachgefragte Menge nicht geliefert werden konnte, noch einmal im Preis gestiegen sei.

Auch Buchenholz sei auf dem Exportmarkt nachgefragt, sodass es auch in diesem Segment leichte Preiserhöhungen gegeben habe. Zurückgegangen sei hingegen die Nachfrage nach Brennholz, weil aufgrund des niedrigen Ölpreises der Preisvorteil von Brennholz nicht mehr gegeben sei. Saatgut habe es im vergangenen Jahr nur bei der Kirsche gegeben (1362 Euro Einnahmen).

Eichen hingegen habe man nicht beernten können, denn die wenigen Eicheln seien von Schwarzwild gefressen worden. „Wildschweine sind in der Landwirtschaft Schädlinge, aber im Wald Nützlinge. In dem Fall war es gut, dass die Eicheln gefressen wurden, so hatten die Eichen ein Jahr Ruhe“, sagte Tölle. Inzwischen habe der Stadtwald aber zusätzliche Saatgutbestände anerkannt bekommen, sodass der anerkannte Bestand an Eichen-Saatgut künftig 130 Hektar umfasse.

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