Traum von der Landesgartenschau ist ausgeträumt

Bingen erhält als Teil des Weltkulturerbes Oberer Mittelrhein den Zuschlag für das Jahr 2008 - "Alleinstellungsmerkmal" war laut Minister Bauckhage ausschlaggebend - Große Enttäuschung an der Ahr

  Blick auf Bingen am Rhein:  Die dritte Landesgartenschau in Rheinland-Pfalz wird im Jahr 2008 in Bingen ausgetragen.

Blick auf Bingen am Rhein: Die dritte Landesgartenschau in Rheinland-Pfalz wird im Jahr 2008 in Bingen ausgetragen.

Foto: dpa

Kreis Ahrweiler. Die Nachricht schlug am Dienstag den Mitarbeitern in den Rathäusern der Kreisstadt und von Sinzig mächtig auf den Magen. Konsterniert vernahmen sie die auch zum Zeitpunkt überraschende Entscheidung des Mainzer Landeskabinetts: Bingen wird Ausrichter der Landesgartenschau 2008. Der Traum einer blühenden Landschaft im Ahrtal ist ausgeträumt. Die Mitteilung kam am Dienstag über den Landesdienst der Deutschen Presseagentur.

Darin heißt es in einer Zusammenfassung: Die Stadt Bingen wird in vier Jahren die dritte rheinland-pfälzische Landesgartenschau austragen. Wie Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage (FDP) mitteilte, erteilte das Landeskabinett den Zuschlag. Obwohl auch die beiden Mitbewerber - Pirmasens und die Region Bad Neuenahr-Ahrweiler-Sinzig - gute und den Anforderungen entsprechende Konzepte vorgestellt hätten, habe Bingen ein "Alleinstellungsmerkmal zu bieten" gehabt: Die Zugehörigkeit zum Unesco-Weltkulturerbe Mittelrheintal.

Bauckhage zufolge hat sich das Kabinett mit der Entscheidung dem Vorschlag des Wirtschaftsministeriums und der Empfehlung der Projektgesellschaft Landesgartenschau mbH angeschlossen. Bingen hatte sich unter dem Leitthema "Bingen - das Tor zum Mittelrhein" beworben. Wegen der bereits an Koblenz vergebenen Bundesgartenschau 2011 fällt im Folgejahr die turnusgemäß anstehende Landesgartenschau aus.

Das Binger Konzept sieht laut Ministerium eine städtebauliche Gesamtlösung vor. Dabei sollen der Binger Hafen und angrenzende Gebiete als Standort für Wohnen, Gewerbe, Dienstleistung und Freizeit wiedergewonnen werden. Insgesamt sei eine Gartenschau-Gesamtfläche von 32 Hektar bei Investitionen von 32 Millionen Euro vorgesehen, hieß es aus Mainz. In der Tat hat die Unesco am 27. Juni 2002 in Budapest das obere Mittelrheintal auf einer Länge von 65 Kilometern zwischen Bingen/Rüdesheim und Koblenz zum Weltkulturerbe erklärt, mit Auflagen.

Ein halbes Jahr vorher, Anfang 2002, richtete sich der Blick im Ahrtal konkret auf die Ausrichtung der Landesgartenschau 2008. Die Deutsche Bau- und Grundstücks-AG (BauGrund) aus Bonn hatte im Dezember 2002 dem Rat der Kreisstadt ihre Planung für die Bewerbung zur Landesgartenschau 2008 vorgestellt, mit der die Städte Bad Neuenahr-Ahrweiler und Sinzig sowie die Kur AG gemeinsam zum Wettbewerb um die Ausrichtung der Schau in Mainz antreten wollten. Bürgermeister Hans-Ulrich Tappe und der Stadtrat - bis auf zwei Grüne - stimmten der Planung für die Bewerbung mit den Kosten von 128 180 zu.

Neben der besonders aktiven Mitwirkung der Bürger an der Bewerbung, der "spannenden und spektakulären Präsentation" in Mainz im Mai 2004 schien die Ahr auch bei den veranschlagten Kosten von rund 13,5 Millionen Euro gute Karten zu haben.

Kur-AG-Vorstand Rainer Mertel nahm am Dienstag die Entscheidung trotz Enttäuschung erst einmal sportlich: Gratulation nach Bingen. Das Konzept für die Landesgartenschau sei allerdings zu schön, um es zu den Akten zu legen. "Was man jetzt damit machen kann", das sei jetzt die Aufgabe der drei Partner, sagte Mertel.

Dazu auch der Kommentar: So nicht, Herr Minister

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