"Formula Student" der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Rennwagen mit elektrischem Antrieb

SANKT AUGUSTIN · Auf diesen Moment hatte das 70-köpfige Team monatelang hin- und zuletzt viele Nächte durchgearbeitet: Am Freitagnachmittag war es endlich soweit, das "BRS Motorsport-Team" der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg feierte das offizielle "Rollout" ihres Rennsportwagens der neuesten Generation, des neuen "G15e".

 Schattenschrauber: Während Benedikt Lenzgen mit seiner Präsentation beginnt, bauen die Teams das neue Rennauto zusammen.

Schattenschrauber: Während Benedikt Lenzgen mit seiner Präsentation beginnt, bauen die Teams das neue Rennauto zusammen.

Foto: THOMAS HEINEMANN

Das "e" verrät es: Zum zweiten Mal lassen die Studierenden den von ihnen entworfenen und gebauten Rennwagen allein mit elektrischer Energie antreiben.

Die ersten Runden auf den Rennstrecken können nun gedreht und, so der Plan, erneut Erfolge eingefahren werden. "Dass es überhaupt möglich ist, dafür haben die Teams ein ganzes Jahr auf Freizeit verzichtet und viel gearbeitet", sagte Benedikt Lenzgen, allgemeiner Teamleiter und Koordinator aller Unterteams des Rennsportteams. So hatte sich erneut das Reglement der "Formula Student" geändert, etwa bei Komponenten für Fahrwerk und Aerodynamik. Eine Herausforderung, die man mit einem ambitionierten Ziel meisterte: Statt eines Stahlrahmens mit übergezogener Kunststoffverkleidung wählten die Studierenden eine selbsttragende, besonders steife und sehr leichte Glas- und Carbonfaser-Karosserie, ein sogenanntes Monocoque.

"Im Februar haben wir mit der Fertigung des Monocoque begonnen. Das bedeutet vor allen Dingen: laminieren und schleifen, sehr viel schleifen", berichtete Lenzgen bei der Präsentation im gut gefüllten Audimax der Hochschule in Sankt Augustin. Die Familie eines Teammitglieds stellte Kellerräume zur Verfügung, wo zuletzt auch einmal Nächte durchgearbeitet wurden.

"Doch das alles wäre nicht ohne unsere vielen Partner und Sponsoren möglich gewesen", sagte Lenzgen. Bei der Berechnung und der Konstruktion des Fahrwerks, bei der Aerodynamik und auch beim Test von Motor und Getriebe griffen große und kleine Unternehmen den Studierenden mit Rat, Tat, Technik, Komponenten und finanziellem Know-how unter die Arme. Dabei trafen im Team Hightech und Pioniergeist auf Motivation und Durchhaltevermögen, berichtete der Teamleiter: "Die letzten Tage sprechen für das Team: Wir hatten eine riesige Arbeitsmoral, wir haben wirklich Nächte durchgearbeitet." Das galt nicht nur für die Schrauber, Elektriker, Fahrwerks- und Cockpit-Spezialisten: Zum Rennsportteam gehört eine eigene Abteilung für "PR & Business", denn auch dies hat in der "Formula Student" eine wichtige Bedeutung: Neben der gebührenden Präsentation - das Team inszenierte hierfür eine aufwendige und unterhaltsame Show mit erklärtem Live-Zusammenbau des Rennwagens hinter einer Schattenwand - zählen auch Akquise und Sponsorensuche zu den Aufgaben der "Nicht-Schrauber".

Angehende Betriebswirte erarbeiteten etwa einen englischsprachigen Businessplan, der die Wirtschaftlichkeit eines fiktiven Rennsportwagen-Herstellers kalkulierte und prognostizierte. Ein Plan, der im Wettbewerb von einer Jury bewertet und mit Punkten in die Gesamtwertung einbezogen wird. Ihr betriebswirtschaftliches, technisches und auch fahrerisches Können werden die Studierenden schon bei internationalen Rennen auf dem Hockenheimring, in Barcelona in Spanien sowie im österreichischen Salzburg unter Beweis stellen. Dabei war das "Rollout" ein erster, wichtiger und verdienter Etappensieg, den das Team bis in die späte Nacht feierte.

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