Erstürmung des Hauses der Nachbarschaft in Sankt Augustin Ehrengarde hilft dem Rächer der Armen

SANKT AUGUSTIN · Vielfalt und Toleranz haben gesiegt: Bei der Erstürmung des Hauses der Nachbarschaft ging es auch in diesem Jahr heiß her. Doch ehe im "Haus des Karnevals" der fünften Jahreszeit gefrönt werden durfte, mussten Ehrengardenpräsident Dirk Huchler und die aufmarschierten Karnevalisten am leibhaftigen Zorro, dem Rächer der Armen (Bürgermeister Klaus Schumacher) vorbei.

 Bei bestem Wetter spiegelt sich die Nachbarschaft in der Tuba.

Bei bestem Wetter spiegelt sich die Nachbarschaft in der Tuba.

Foto: Holger Arndt

Die Peitsche schwingend und den Degen am Holster, stand der schwarze Mann da, um den mit Musik und Tamtam aufziehenden Narren - darunter Prinz und Augustina, der Kinderprinz, das Mendener Prinzenpaar wie auch das Troisdorfer Dreigestirn - Einhalt zu gebieten. Nicht nur des Zorro-Bürgermeisters Degen war spitz, sondern auch die Zunge, die den "kleinen Zwerg" und "Kuschelbär in grün und gelb" eifrig durch den Kakao zog.

Doch in gewohnt geschliffener Reimrede ließ sich der Präsident der Ehrengarde nicht lumpen: "Was redest Du, Du schwarzer Wicht, Du Zorro dieser Stadt. Was könn'n wir tun, zu helfen Dir, damit's ein Ende hat? Wir sind hier heut? zum Feiern da, keine Qual uns interessiert. Und darum gib den Weg hier frei - genug jetzt lamentiert!" Die "Qualen" des verstimmten Zorros waren schnell benannt: "So viele Menschen von weither, die suchen Schutz bei uns. Die zu versorgen mit Unterkunft - das ist schon eine Kunst. Doch noch viel schlimmer sind halt die mit Vorurteilen voll. Sie machen Stimmung voller Hohn.

Und das ist nicht so toll. Als Zorro streite ich zurzeit gegen Intoleranz und Dummheit. Für Menschlichkeit mein Zeichen steht - für ein Leben hier in Freiheit." Für die Karnevalisten war es ein Leichtes, dem Rächer der Armen zur Seite zu stehen und den Bläck-Fööss-Klassiker "Stammbaum" anzustimmen. Ein altes Lied, zu dem alle anwesenden Karnevalsfreunde lautstark einstimmten und damit neue Hoffnung und frischen Mut spendeten, befand Schumacher, legte Degen und Peitsche zur Seite und ließ sich vom Ehrengardenpräsidenten überzeugen: "Der Karneval seit jeher schon ist Integration von allen Leut?. Ein Willkommen dem, der mit uns geht - und ganz besonders heut. Wir helfen Dir zu zeigen, was uns're Stadt vermag. Ja, Garden von Sankt Augustin, jetzt sind auch wir gefragt."

Mit Sambarhythmen vom Musikverein Siegklang Meindorf war das Nachbarschaftshaus im Nu erobert, wo die Narrenregenten dank der Ehrengarde einen liebevoll geschmückten Saal für einen närrischen Sonntag vorfanden.

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