Interview mit Ursula Mauritz vom Kulturring Bad Honnef „Wir brauchen jüngere Leute“

Bad Honnef · Eine Ära geht beim Kulturring Bad Honnef zu Ende. Mit der letzten Veranstaltung der Saison 2015/2016 heute Abend im Kursaal fällt auch für Ursula Mauritz der Vorhang. Die langjährige Vorsitzende übergibt ihr Amt an Torsten Schreiber.

 Ursula Mauritz wird heute nach 36 Jahren als Vorsitzendes des Kulturrings verabchiedet. Foto: Roswitha Oschmann

Ursula Mauritz wird heute nach 36 Jahren als Vorsitzendes des Kulturrings verabchiedet. Foto: Roswitha Oschmann

Foto: Oschmann

Mauritz war über Jahrzehnte das Gesicht dieser Kultur-Institution. Mit der 76-Jährigen sprach Roswitha Oschmann .

Sie haben so viele Konzerte, Theaterabende und Lesungen geplant. Hätten Sie nicht lieber selbst auf der Bühne gestanden?
Ursula Mauritz: Nein. Schauspielerin war nie ein Berufsziel. Ich wollte immer Krankenschwester werden. Das Schreiben hätte mir gelegen, das hat mir immer großen Spaß bereitet. Möglicherweise werde ich die Geschichte des Kulturrings in einem Büchlein festhalten.

Das dürfte eher ein dickes Buch werden.
Mauritz: Der Kulturring besteht immerhin seit 57 Jahren und hatte noch als Vorläufer die musikalisch-literarische Gesellschaft, die direkt nach dem Zweiten Weltkrieg Opern, Schauspiele und Konzerte organisierte. 1959 wurde der Kulturring gegründet.

In dem Ihre Schwiegermutter, Gisela Mauritz, eine tragende Rolle spielte – Sie haben den Vorsitz gewissermaßen „geerbt“...
Mauritz: Na ja, nicht direkt. Mein Mann bestärkte mich, die Aufgabe zu übernehmen. Aber ich wurde erst einmal zweite Vorsitzende, bevor ich 1980 die Leitung übernahm. Ludwig Schmidt und Intendant Hans Worringen gingen mir auf meine Bitte voraus. Gerade von Worringen, der auch gute Kontakte zu Schauspielern pflegte, habe ich sehr viel gelernt. Nach seinem plötzlichen Tod wurde ich ins kalte Wasser geworfen.

Aber es funktionierte?
Mauritz: Ich hatte bereits Erfahrungen gesammelt. Und ich erhielt Unterstützung. Worringens Schauspielfreund Manfred Schindler half mir bei der Auswahl der Stücke. Ein weiterer langjähriger Weggefährte auf der Theaterbühne ist Walter Ullrich, der älteste Intendant Deutschlands. Und ich hatte ein gutes Vorstandsteam um mich herum, dem mein großer Dank gilt.

Und wie hielten Sie es mit den Konzerten?
Mauritz: Ich war zu Hause mit Kultur sehr geküsst worden, hatte zehn Jahre lang Klavierstunden. Mein Vater hatte eine Konzertgesellschaft aufgezogen und tolle Leute verpflichtet. Zwei Einzelzimmer in unserem Haus standen den Künstlern zur Verfügung. Meine Mutter kochte für sie. Insofern war das nicht ganz neu für mich.

Ihre Schwiegermutter war ja genauso „gestrickt“…
Mauritz: Stimmt, sie pflegte ein offenes Haus für die Künstler. Das führte ich so weiter.

Gab es Sternstunden?
Mauritz: Die Lesung mit Carl Zuckmayer. Als Lev Kopelew las, war es so still – man hätte eine Nadel fallen hören können. Die Bescheidenheit dieser beiden Schriftsteller, die Schlichtheit, mit der sie ihre Texte lasen, das war beeindruckend. Bekannte Schauspieler wie Walter Giller oder Nadja Tiller, berühmte Musiker wie Michael Ponti oder die Opernsängerin Edda Moser gastierten hier. Die polnische Stargeigerin Wanda Wilkomirska vermittelte mir mein Vater für kleines Geld. Große Kammerorchester spielten. Die könnten wir uns heute finanziell gar nicht mehr leisten.

Früher gab es noch Unterstützung durch die Stadt...
Mauritz: Ja. Die Stadt Bad Honnef trennte sich von der Kulturarbeit, unterstützte uns aber zunächst noch finanziell. Die Zuwendungen wurden jedoch weniger und blieben eines Tages aus. Die Stadtsparkasse Bad Honnef ist für uns derzeit der einzige Sponsor. Mit meinem Mann hatte ich eine Stiftung gegründet, durch die niedrigen Zinsen wirft sie derzeit wenig Geld ab. Das Ziel, qualitativ hochwertige Veranstaltungen anzubieten, ist schwieriger zu erreichen.

Darauf haben Sie reagiert?
Mauritz: Ja, wir sind dazu übergegangen, neben einem Theaterstück literarisch-musikalische Abende durchzuführen. Wir haben das Genre Kabarett aufgenommen. Mein Nachfolger möchte auch mal Jazz bringen.

Apropos Nachfolger: Was wünschen Sie sich für den Kulturring?
Mauritz: Dass mehr Bad Honnefer das vielfältige Angebot wahrnehmen. Ich hoffe auf neue Abonnenten durch Zuzüge in unsere Stadt. Wir brauchen jüngere Leute. Torsten Schreiber ist Anfang 50, lebt in Bad Honnef und macht das Konzertprogramm im Arp Museum Rolandseck. Wir wünschen uns Synergieeffekte.

Und was haben Sie sich für den Ruhestand vorgenommen?
Mauritz: Der Kulturring hat mein Leben geprägt. Jetzt möchte ich wieder mehr Klavier spielen, lesen und spazieren gehen. Ich bin weiter immer da, wo Kultur ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort