Hilfe für traumatisierte Kinder Neues Sandspiel-Projekt an Bad Honnefer Grundschule

Bad Honnef · Spielen in einer Sandkiste könnte Kindern helfen, über traumatisierende Erlebnisse zu sprechen. Die Methode der expressiven Sandarbeit soll nun in Bad Honnef eingeführt werden. Aktuell werden noch Betreuer gesucht.

Was tun, wenn Kinder über traumatisierende Erlebnisse nicht sprechen können oder wollen? Wenn das Trauma aber deutlich wird, weil sie etwa in der Schule durch innere Unruhe, mangelnde Konzentration, Angriffslust oder auch inneren Rückzug auffallen? Das Spiel in einer Sandkiste könnte ihnen helfen.

Die international erfolgreich angewandte Methode der expressiven Sandarbeit, entwickelt von der italienischen Psychoanalytikerin Eva Pattis Zoja (siehe Infobox), wollen die Psychotherapeutinnen Gundel Graetschel und Andrea Wiedekind-Neumann nach Bad Honnef bringen. Unter dem Namen „Kinder in innerer Not“ planen sie ein Projekt an der Grundschule Am Reichenberg und suchen dafür Laienbetreuer.

Gundel Graetschel erklärt das Konzept: „Jedes Kind bekommt einen eigenen kleinen Sandkasten mit Naturmaterialien und Figuren aus den verschiedensten Lebensbereichen.“ Das sind neben Menschenfiguren auch Tiere, Soldaten, Cowboys, Einrichtungsgegenstände, Essen und Flaschenkorken, erklärt sie. „Daraus können dann Szenen gebaut werden.“

Die Idee dahinter: Die Kinder können zwar über Erlebnisse in der Vergangenheit nicht sprechen, doch bei der spielerischen Sandarbeit können sie es bildhaft darstellen, sagt Graetschel. „Es ist eine Methode, die Menschen auf nicht sprachlichem Weg helfen kann.“

Keine Erwartungen und keine Anweisungen

Neben dem Kind am Sandkasten sitzt ein Laienbetreuer. Dieser begleitet das Kind „aufmerksam und einfühlsam“, so die Therapeutin, greift in das Geschehen jedoch nicht ein. Die Aufgabe des Betreuers soll es sein, die Spielsituation zu beobachten und diese Beobachtungen anschließend mit den Therapeutinnen zu teilen.

Grundsätzlich werden bei diesem Konzept an die Kinder keine Erwartungen gestellt. Auch Erwartungen an das Ergebnis gebe es nicht, ebenso wenig Anweisungen. „Die Kinder spielen das, was sie am meisten bewegt“, berichtet Graetschel aus ihrer Erfahrung. Die Therapeutinnen werden selbst jedoch auch anwesend sein, um notfalls eingreifen zu können.

Die Planung der Therapeutinnen sieht vor, dass sich die Jungen und Mädchen in einer kleinen Gruppe von fünf bis maximal zehn Kindern wöchentlich treffen, über einen Zeitraum von zwölf Wochen hinweg und angebunden an den schulischen Unterricht.

Angebot richtet sich an alle Kinder

Eine Schulstunde soll die Sandarbeit jeweils dauern. Nach rund 45 Minuten werden die Kinder gefragt, ob sie etwas darüber sagen möchten, was sie gerade in der Sandkiste aufgestellt, gebaut oder gelegt haben. „Wenn sie dann die Szene beschreiben, erzählen sie auch von sich“, sagt die Psychotherapeutin.

Angestoßen wurde das Projekt durch die Flüchtlingsarbeit, sagt Beate Schaaf von der Caritas der Pfarrgemeinde Sankt Johann Baptist, die die Materialkosten übernimmt. An der Grundschule Am Reichenberg sei der Anteil der Flüchtlingskinder relativ hoch, und viele hätten Krieg, Flucht oder Vertreibung erlebt.

Das Angebot richte sich jedoch an alle Kinder, betonen die Initiatoren. Nun suchen Caritas und die Therapeutinnen ehrenamtliche Helfer, die jeweils ein Kind über die zwölf Wochen hinweg begleiten. Die Laienbetreuer werden zuvor geschult. Vorgesehen ist neben einer mehrstündige Vorbereitung auch eine unmittelbare Nachbesprechung der Gruppentreffen.

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