Barrierefreiheit: Arbeitsgruppe berät Unkeler Geschäftsleute Kleine Maßnahmen, große Wirkung

UNKEL · Ruth Moenikes-Peis ist auf den Rollstuhl angewiesen, wenn sie mehr als ein paar Schritte zurücklegen will. An der Rheinpromenade jedoch hat die Unkelerin mit ihrem Gefährt Schwierigkeiten auf den Pflastersteinwegen. "Manchmal", weiß sie aus eigener Anschauung, "kann man schon mit wenigen Veränderungen für Behinderte enorme Erleichterungen schaffen."

 Besuch der Arbeitsgruppe im Musikhaus Hommerich: Die Räume sind barrierefrei erreichbar.

Besuch der Arbeitsgruppe im Musikhaus Hommerich: Die Räume sind barrierefrei erreichbar.

Foto: Frank Homann

Deshalb engagiert sie sich seit Anfang des Jahres in einer neuen Arbeitsgruppe innerhalb der Entwicklungsagentur Unkel. Die Gruppe will erreichen, dass die Geschäftsleute und Kultureinrichtungen der Stadt behindertengerecht denken.

"Aus unserer Sicht wäre das angesichts der älter werdenden Bevölkerung auch ein Gewinn für die Unternehmer, der sich in barer Münze auszahlt. Das würde die Stadt für Touristen attraktiver machen." Die ersten Geschäftsleute haben Bereitschaft signalisiert, Vertreter der Arbeitsgruppe zu empfangen und sich beraten zu lassen. Der erste Rundgang führte die Gruppe ins Musikhaus Hommerich und in die Gaststätte "Zur Traube". "Unsere bisherigen Begehungen waren sehr positiv", zog Ruth Moenikes-Peis erste Bilanz.

In Michael Hommerichs Musikladen sind Geschäfts- und Kursräume barrierefrei erreichbar. Die Anregung, Hinweise und Markierungen für sehbehinderte Besucher anzubringen, um deren Orientierung zu erleichtern, nahm der Geschäftsführer wohlwollend auf. In der "Traube" waren die Teilnehmer der Arbeitsgruppe von der großzügigen Behindertentoilette positiv überrascht. Die Außenterrasse kann zwar von innen nur über eine Treppe erreicht werden, aber ein Umfahren von außen ist möglich, die Erreichbarkeit garantiert eine Rampe. Viele Senioren, zum Beispiel aus dem Seniorenheim Christinenstift, besuchen die Gaststätte regelmäßig.

Es seien, sagt Moenikes-Peis, nicht zwingend große Investitionen notwendig, um einen Raum behindertengerecht zu gestalten. Oft werde schon der Eingang mit einer einzigen Stufe zum unüberwindbaren Hindernis für Gehbehinderte, Blinde oder Senioren. Eine mobile Rampe und eine Klingel an der Außentüre würden den Eintritt erleichtern. Die Regale in den Läden seien oft zu hoch angebracht, Ständer stünden zu nah nebeneinander, um beispielsweise mit einem Rollstuhl durchfahren zu können. Und der Zugang zum Verkaufstresen sei manchmal kaum möglich.

"Wir wollen die Menschen sensibilisieren für diese Probleme", bringt es Ruth Moenikes-Peis auf den Punkt. Dafür haben die Mitglieder der Arbeitsgruppe eine Checkliste ausgearbeitet, mit der sie Ladenbesitzer aufsuchen und beraten wollen, natürlich deren Zustimmung vorausgesetzt. Das Projekt soll in den kommenden Wochen an den Start gehen. Für die Unkelerin gibt es durchaus gute Beispiele für gelungene barrierefreie Bauten - etwa das Willy-Brandt-Forums sei weitgehend für Behinderte barrierefrei erreichbar. In vielen Fällen gebe es aber noch Luft nach oben. Beim Gefängnisturm allerdings, schränkt Ruth Moenikes-Peis ein, sei ein barrierefreier Aufstieg kaum denkbar.

Die Arbeitsgruppe der Entwicklungsagentur hofft in den kommenden Monaten auf Unterstützung: Die Verbandsgemeinde Unkel plant, einen ehrenamtlichen Senioren- und Behindertenbeirat ins Leben rufen, in dem sich auch Ruth Moenikes-Peis engagieren möchte.

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