Quirrenbach: Vom Missionskreuz zur schmucken Kapelle

Die Ursprünge des Gotteshauses in Quirrenbach reichen 275 Jahre zurück. Am Wochenende wird groß gefeiert

Quirrenbach: Vom Missionskreuz zur schmucken Kapelle
Foto: Frank Homann

Quirrenbach. Am 29. August 1734 war der große Tag. Peter Quirrenbach und Johann Jakob Limbach fieberten ihm schon seit Wochen entgegen. Vor den beiden Quirrenbachern lag ein längerer Fußmarsch.

Aber nie zuvor dürften sie unbeschwerter aufgebrochen sein als an jenem Augustmorgen vor 275 Jahren. Zunächst ging es nach Hasenboseroth. Dort hatte der Schreiner Johannes Klein seine ganze Handwerkskunst aufgebracht und für 76 Albus, seinerzeitige Währung, ein Kreuz hergestellt.

Das Holz dafür hatten Quirrenbach und Limbach für zwei Reichsthaler bei Severin Kirschbaum erworben. Auf dem fertigen Kreuz war nun die Inschrift zu lesen: "INRI Gelobt sey Jesus Christus Amen. Dieses Missionskreuz haben die hiesigen Nachbarn Gott und allen Heiligen zu Ehren aufrichten lassen."

Die beiden Männer schulterten das Kreuz und trugen es zur Mission zu Oberpleis, um es dort von den "Wohl-Ehrwürdigen Missionaren von Düsseldorf", wie es im Kirchenbuch vermerkt ist, benedicieren, also segnen, zu lassen. Wieder zurück in ihrem Heimatdorf wurde es aufgebaut: an der Stelle, an der heute noch die Kapelle von Quirrenbach steht. Denn schon bald mahnten die beiden Initiatoren die Nachbarn, einen Bau um das heilige Kreuz herum zu errichten. So sollte die Andacht auch bei verdrießlichem Wetter möglich sein.

Daraufhin stiftete jeder Bewohner nach seinem Vermögen und Belieben Geld für diesen Zweck. Die Erben Cörtsgen zu Quirrenbach stellten den Platz "ewiglich" zur Verfügung. Meister Dietrich Efferoth und Wilhelm Wiesgen fügten die Kapelle zusammen. Bereits am 29. November 1734 schlugen die beiden Zimmerleute den Rohbau auf dem Kreuzplatz auf.

Die ganze Nachbarschaft aus dem Oberhau war dabei. Lang ist die Liste der "Gutthäter", die Wilbert Fuhr in seinem neuen Buch "Quirrenbach - die Geschichte eines Dorfes" aufführt. Ihre Namen sind heute noch im Raum Eudenbach zu finden. Trotz der damals herrschenden Armut spendeten sie Material oder Geld. Insgesamt kostete diese Kreuzerhöhungskapelle 325 Reichsthaler.

Um diese gewaltige Summe heranzuschaffen, wurden die Frauen sogar auf "Bettelgang" in andere Kirchspiele geschickt. Im Folgejahr hatten die Quirrenbacher zu Weihnachten eine besondere Freude. Denn: "Anno 1735 den 7. Dezember ist das Glöckelchen zu Köln bei Meister Engelbert Joseph Fuchs durch Johann Heinrich Quirrenbach gekauft worden."

Am 20. Dezember wurde es ins Türmchen gehängt und auf den Namen "Xaverius" getauft. Immer weiter arbeiteten die Oberhauer an der Verschönerung ihres Gotteshauses. In Königswinter kauften sie 1738 die steinernen Bilder des St. Johannes Evangelista und der Mutter Gottes für den Altar unter dem Kreuz. Wenige Jahre danach schuf Bildhauermeister Isac Ferber aus Flerzheim Corpus, Säulen, Laubwerk und zwei Engel für den Altarraum sowie das Tabernakel.

KapellenfestDas Fest beginnt am Samstag, 12. September, um 18 Uhr mit einem Dämmerschoppen im Festzelt an der Kapelle. Ab 20 Uhr treten dort "De Fründe" auf. Am Sonntag findet nach der Messe um 9.30 Uhr in der Eudenbacher Pfarrkirche eine Prozession nach Quirrenbach statt. Dort beginnt gegen 11 Uhr das Kapellenfest.

Der erste Gottesdienst fand am 9. November 1742 statt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wollten die Oberhauer mit rund 700 Gläubigen endlich eine selbstständige Pfarrei bilden. 1872 war es soweit, Eudenbach erhielt eine Notkirche. Dennoch blieb für die Quirrenbacher ihre Kapelle der Mittelpunkt. 20 Jahre später befand sich das Fachwerk allerdings in einem leidlichen Zustand. Die Junggesellen rissen die Kapelle ab.

Am 27. Juni 1894 wurde der Grundstein für den Neubau mit Empore gelegt. Christian Limbach aus Rostingen gab Steine, die Witwe Eich aus Sassenberg den Sand. Gegen den Willen des Rektors blieb es bei der alten Altareinrichtung. Als 1929 die Eudenbacher Kirche neue Glocken erhielt, "wanderte" eine Stahlglocke "nach nebenan". Das erste Glöckchen aber steht noch im Glockenturm. Allerdings ist der Turm ein anderer, denn im Zweiten Weltkrieg wurde der Dom stark beschädigt.

Erneut bildete sich ein Kapellenverein mit Jean Dohle an der Spitze. Viele Oberhauer packten an. Wegen Gipsmangel wurde etwa mit Heu versetzter Lehm verarbeitet. Bis heute ist ihre Kapelle den Quirrenbachern ein Herzensanliegen. Gerd Uhlenbroch stiftete bunte Fenster; neue Bänke und die Orgel wurden im Laufe der Jahre angeschafft.

Die alte Kommunionbank war zeitweise Altar der Eudenbacher Kirche. Dorthin gehen die Quirrenbacher auch zur Messe, denn längst werden nur noch einmal im Monat Andachten in der Kapelle gehalten. Aber das Jubiläum wird groß gefeiert: am 12. und 13. September.

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