Pionier aus Düsseldorf Google will von Architekt Ingenhoven „bestes Gebäude der Welt“

Düsseldorf · Der Architekt ist weltweit unterwegs und vernetzt. Scheuklappen sind ihm fremd. Gerade deswegen sind seine streitbaren Thesen glaubwürdig. Christoph Ingenhoven rennt nicht mit Scheuklappen über den Globus, sondern denkt immer an das große Ganze.

 Ausgezeichnet: Das Bürogebäude 1 Bligh Street in Sydney.

Ausgezeichnet: Das Bürogebäude 1 Bligh Street in Sydney.

Foto: picture alliance / dpa

Wichtige Menschen erkennt man mitunter daran, dass sie sich nicht mehr selbst um ihre Terminplanung kümmern, sondern andere den Tagesablauf durchgetaktet haben. Einer dieser Menschen, die sich auch in Besprechungen rückversichern, wie viel Zeit denn noch bleibe, ist Christoph Ingenhoven, streitbarer und streitlustiger Architekt aus Düsseldorf.

Seine Familie stammt aus der Gegend, ist seit Jahrhunderten im Rheinland ansässig. Wenn Ingenhoven aufzählt, welche Reisen er in diesem Jahr noch absolviert, wird allerdings schnell klar: Der Mann ist Weltbürger mit mehreren Wohnsitzen und einem Reiseplan, der ihn bis Ende des Jahres über fast alle Kontinente führt. „Ich bleibe gerne ein paar Tage an einem Ort“, sagt Ingenhoven.

So kann er den Vibe aufnehmen und in das aktuelle Projekt fließen lassen, damit er keine Fremdkörper in eine Stadt baut. Der 56-Jährige ist keiner, der mit Scheuklappen durchs Leben geht. Ingenhoven ist politisch interessiert und macht sich Gedanken um die Gesellschaft der Zukunft. Der Fokus seiner vielfach ausgezeichneten, eleganten Architektur liegt auf dem nachhaltigen Einsatz von Ressourcen und ökologischen Materialien.

Zu Ingenhovens Projekten in Deutschland zählen eines der ersten ökologischen Hochhäuser weltweit, der RWE-Turm in Essen, ferner das Lufthansa Center in Frankfurt, der Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs oder der Sandtorkai in der Hamburger Hafencity. International ausgezeichnet wurde er 2012 für das Hochhaus 1 Bligh Street in Sydney, für dessen nachhaltige Architektur er als erster deutscher Architekt überhaupt den Internationalen Hochhauspreis erhielt. Derzeit baut Ingenhoven im kalifornischen Palo Alto den neuen Firmensitz von Google. Selbstbewusst heißt es dazu seitens des Architekten: „Die Wünsche von Google waren denkbar einfach: Baut uns das beste und geundheitsförderndste Gebäude der Welt.“

Ingenhoven, 1960 in Düsseldorf geboren, studierte Architektur an der RWTH Aachen und anschließend an der Kunstakademie Düsseldorf. Schon sein 2005 verstorbener Vater Robert Ingenhoven war Architekt. Während des Studiums lernte Ingenhoven seine Frau Regina kennen, ebenfalls mit Bestnoten ausgestattet und heute namhafte Architektin mit Sitz im Düsseldorfer Medienhafen. Seit drei Jahren sind die Eltern von fünf Kindern geschieden.

Die Süddeutsche Zeitung überschrieb kürzlich ein Porträt von Regina Dahmen-Ingenhoven mit „Die Gattin des Genies“. Darin heißt es über ihren Ex-Mann: „Christoph Ingenhoven ist einer der wenigen deutschen Architekten, der sich international durchsetzen konnte. Er ist ein Pionier energieeffizienter, kluger und fortschrittlicher Architektur, die nicht als Jute-statt-Plastik-Tasche rüberkommt, sondern aufregend schön ist.“

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