Obere Mühle Meckenheim Bald klappert sie wieder

MECKENHEIM · Die Restaurierung der alten Mühlentechnik in der Oberen Mühle Meckenheim ist in vollem Gang. Schon vor einigen Wochen hat Mühlenbauer Axel Brüggemann aus Dingelstedt im Harz seine Arbeit aufgenommen.

„Schauen Sie, es ist alles wieder beweglich!“ Stolz zeigt Hunold Freiherr von Nordeck vom Verein Pro Obere Mühle Meckenheim im Keller des Baudenkmals auf das alte Vorgelege für die Haferquetsche, die einst im Erdgeschoss des historischen Gebäudes Haferflocken herstellte. Auch die Königswelle, das Herzstück der alten Mühlentechnik, die sich ebenfalls im Keller befindet und die ursprünglich die Kraft des Swist-Wassers, dann die eines Elektromotors an die Maschinen in der Mühle übertragen hat, kann dank eines neuen Gleitlagers bald wieder ihre Funktion übernehmen.

Die Restaurierung der alten Mühlentechnik ist in vollem Gang. Schon vor einigen Wochen hat Mühlenbauer Axel Brüggemann aus Dingelstedt im Harz seine Arbeit aufgenommen. Er gehört einem aussterbenden Handwerk an, ist Mühlenbauer in vierter Generation. Schon als er 1972 seine Ausbildung zum Bau- und Möbeltischler abschloss, habe es den Ausbildungsberuf Mühlenbauer, den seine Vorväter noch erlernt haben, nicht mehr gegeben, berichtet der 62-Jährige. Sein Wissen hat er an seinen Sohn Stefan weitergegeben. Doch mangels Aufträge sei dieser inzwischen in der Industrie tätig.

Für den Auftrag in Meckenheim hat sich Brüggemann eine Wohnung in der Rosenstadt angemietet. Bis November will er seine Arbeit hier vollendet haben. Und es gibt viel zu tun. Es sei normal, dass seit 1972, als die Mühle stillgelegt wurde, einiges marode geworden ist und Rost angesetzt hat, sagt Brüggemann. Eigentlich sei alles in einem guten Zustand. Doch beim Auseinandernehmen und entrosten würde er eben bisweilen auch Überraschungen entdecken, Schäden, mit denen vorher nicht gerechnet worden war.

Im Erdgeschoss hat er gerade die alte Haferquetsche in ihre Einzelteile zerlegt und auch dort eine gebrochene Gewindestange vorgefunden, die ersetzt werden muss. Nach und nach will er sich nach oben vorarbeiten, wo die Maschinen für die Reinigung des Getreides vor dem Mahlen und die Förderschnecken und Elevatoren zum Transport von einer Produktionsstation zur nächsten gewartet werden müssen. Auch der alte Elek-tromotor, ein „Schleifringläufer“ Baujahr 1943, muss noch repariert werden. Dazu bedient sich Brüggemann einer Fachfirma.

Spätestens innerhalb eines Jahres müssen die Restaurierungsarbeiten an der Oberen Mühle abgeschlossen sein, erläutert Hunold von Nordeck. Das besage der Fördervertrag mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die die Restaurierung mit 50 000 Euro unterstützt. Weitere 100 000 Euro stellt die NRW-Stiftung zur Verfügung. Außerdem verdoppelt sie Privatspenden, die der Verein für die Restaurierung der Mühle erhält. Auf 350 000 Euro beziffert von Nordeck das Gesamtbauvolumen. Bereits von den Neuen Pfaden Rheinbach, einer Initiative des Georgsring zur Eingliederung von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt, erneuert wurde das Holz-Rolltor des Anbaus, der den E-Motor beherbergt. Vergeben wurde der Auftrag für den Nachbau von Fenstern und Türen nach historischem Vorbild an den Ersdorfer Schreiner Damian Meithoff.

Um das Technik-Denkmal Besuchern zugänglich zu machen, sollen zudem eine Toilettenanlage im ehemaligen Waschhaus errichtet und die Elektrik im Gebäude erneuert werden. Nicht saniert werden soll das Wohnhaus, das zum Mühlenensemble gehört. „Das können wir finanziell nicht stemmen“, sagt Hunold von Nordeck.

Die Mühle bleibe nach wie vor Eigentum der Stadt Meckenheim, betont die Vorsitzende des Fördervereins, Sibylle Freifrau von Nordeck. Die komplett erhaltene Technik sei das Alleinstellungsmerkmal der Mühle in der Region, erklärt sie. Mit der Instandsetzung wolle der Verein der Stadt und seinen Bürgern aber vor allem auch ein Stück Heimatgeschichte wiedergeben.

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