Mit Mini-Eingewöhnung So klappt die Notbetreuung von Kleinkindern

Bonn · Auch in schwierigen Zeiten gibt es Eltern, die zum Dienst antreten müssen. Damit das klappt, steht für deren Zwerge eine Notbetreuung offen. Eine Expertin gibt Tipps, was dabei zu beachten ist.

 Nicola Schmidt ist Erziehungsexpertin und Autorin. Foto: Natalie Menke/dpa-tmn

Nicola Schmidt ist Erziehungsexpertin und Autorin. Foto: Natalie Menke/dpa-tmn

Foto: Natalie Menke

Keine Großeltern, kein Partner, keine Nachbarn: Eltern, die auf Kinderbetreuung angewiesen sind, nehmen dann die Möglichkeit einer Notbetreuung dankbar an. Doch wie geht man damit um, wenn sie nicht in der angestammten Kita stattfindet oder nicht mit den gewohnten Erziehern?

Erziehungsexpertin Nicola Schmidt entscheidet da zwischen Kinder über und unter 3 Jahren. Aus ihrer Sicht sollte man unter 3-Jährige eigentlich nicht von jetzt auf gleich Unbekannten in die Hand drücken. „Sie bräuchten dafür eine Eingewöhnung von mindestens zwei bis vier Wochen“, sagt die Bestsellerautorin („Erziehen ohne Schimpfen“). Denn die Kleinen orientieren sich in dem Alter an Menschen und nicht an Orten.

Ohne vertraute Bezugsperson könne das Kind schlimmstenfalls in eine massive Stresssituation geraten. „Das ist eine tiefe Ohnmachtserfahrung, die sich ins Gehirn einschreibt“, sagt Schmidt. Für sie gelte die Regel: Wenn schon Notbetreuung, dann so kurz wie möglich. „Jede Stunde in einer nicht aufregenden Umgebung zählt“, sagt die Expertin. Und auch bei der Eingewöhnung gelte: Jeder Tag zählt.

„Im Gegensatz dazu können sich über 3-Jährige relativ schnell auf neue Leute einlassen. Allerdings brauchen auch sie besser einige Tage zur Eingewöhnung“, so Schmidt. Erst Schulkinder können sich auch kurzfristig an ihnen unbekannte Menschen binden.

Nach 5 Minuten sollte sich das Kind beruhigt haben

Woran erkenne ich, ob ich das Kind in der neuen Betreuung lassen kann? Dann, wenn es bei der Übergabe offensichtlich keine Probleme gibt. Auch ein bisschen Weinen sei normal. „Aber dann muss sich das Kind durch die Bezugsperson schnell wieder beruhigen lassen. Passiert das aber nicht nach 3 bis 5 Minuten, kann man das Kind nicht so zurücklassen“, warnt Schmidt. Kommen die Kinder nicht ins Spielen, bedeute das Stress. Auch Einnässen, Schlaflosigkeit oder wenn das Kind nichts essen mag, sind Zeichen, die Betreuungszeit zu reduzieren.

Um dem Kind die Zeit in der neuen Umgebung oder der ungewohnten Obhut zu erleichtern, sollte man dem Kind vertraute Objekte mitgeben, die heimisch riechen, etwa den Schal von Mama oder das T-Shirt von Papa. Schmidt warnt allerdings: „Sind sie gerade dabei, den Schnuller, die Windel oder die Flasche abzugewöhnen? Verschieben sie es!“ All diese Dinge gehören neben dem Lieblingskuscheltier mit ins Gepäck.

Den Buggy für eine kleine Pause vor Ort lassen

Schmidt würde in dieser Ausnahmesituation auch mal die Nachteile von bestimmten Nahrungsmitteln hinten anstellen: „Geben Sie ruhig die Quetschies mit. Oder die Lieblingsfruchtriegel - falls das Kind das Mittagessen nicht mag.“ Auch der Buggy könnte über Heimweh hinweghelfen: „Das Kind könnte darin Pause machen.“

Und weder Mama noch Papa sollten auf die Idee kommen, nach dem Abholen aus der Notbetreuung noch gleich mit dem Kind einkaufen zu fahren. Im Anschluss zähle nur eins: Körperkontakt, Körperkontakt, Körperkontakt! „Es hilft, das Kind wieder klein sein zu lassen. Kuscheln Sie! Kuscheln sorgt dafür, dass Oxytocin ausgeschüttet wird. Das Hormon dämpft den Stress im Körper“, weiß die Erziehungsexpertin.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort