Bonner Alma mater darf Doktortitel aberkennen

Doktorand manipuliert Testergebnisse

Bonn. (hok) "Nobelpreisreif" oder "Phantasieprodukt" war die Reaktion der Fachwelt auf die Doktorarbeit des Bonner Chemikers Guido Zadel. Doch nach der Veröffentlichung gestand er seinem Doktorvater, die Ergebnisse gefälscht zu haben. Er widerrief das Geständnis, doch das Verwaltungsgericht Köln stellte klar: Die wissenschaftliche Glanzleistung war ein Täuschungsmanöver, herbeigeführt durch bewusste Manipulation von Experimenten.

Deshalb dürfe die Uni den Doktortitel aberkennen. "Sehr zufrieden" ist deren Sprecher Andreas Archut: "Wir haben nichts anderes erwartet." Vielleicht ist das letzte Wort aber noch nicht gesprochen. Zadel steht noch der Weg vors Oberverwaltungsgericht Münster offen. Für einen Kommentar steht er nicht zur Verfügung.

Zadel wollte ein Verfahren entwickelt haben, um die Drehbewegungen von Molekülen magnetisch zu beeinflussen. Je nachdem, ob sie als Rechts- oder Linksschrauben auftreten, hängt davon zum Beispiel ab, ob Medikamente wie Contergan gefährliche Nebenwirkungen haben. Doch bislang konnte niemand das angegebene Verfahren erfolgreich wiederholen. Damit ist die angebliche Erkenntnis nach wissenschaftlichen Spielregeln hinfällig.

Professor Karl-Werner Glombitza, der als früherer Dekan auch heute noch mit dem Rechtsstreit befasst ist, sagt: "Es sind durchaus Fälle bekannt, in denen sich die angeblichen Ergebnisse eines jungen Doktors nicht reproduzieren ließen. In der Regel ärgert man sich dann als Professor und Prüfer, spielt die Sache aber nicht weiter hoch." Zadel erklärt den Umstand mit seinen finanziellen Interessen: Er behauptet, sein wegweisendes Experiment bewusst vernebelt beschrieben zu haben, um eine Patentanmeldung nicht zu gefährden.

Die Aberkennung des Titels ist eine Ermessensentscheidung je nach Schwere des Täuschungsvorwurfs. Den vorliegenden Fall habe die Universität nicht auf sich beruhen lassen können, weil Zadel Mitdoktoranden vorsätzlich irregeleitet habe.

Der Bonner Fall ist nur einer von vielen. So entzog die Uni Düsseldorf 1999 einem Veterinär die Lehrerlaubnis, weil er Tierversuche vorgegaukelt und unzutreffende Abbildungen veröffentlicht hatte. Gleichzeitig fiel der Ulmer Krebsmediziner Friedhelm Herrmann mit Publikationen auf, die auf nie gemessenen Daten beruhten. Im Jahr 2000 wurde der Erlanger Philosophieprofessor Maximilian Forschner als Abschreiber überführt.

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