Zwischen Notfallambulanz und Notdienstpraxis Notfallversorgung im Bonner Malteserkrankenhaus

Bonn · Wie sehen Ärzte aus der Region die Reformpläne von Gesundheitsminister Spahn? Das Bonner Malteserkrankenhaus arbeitet schon mit neuen Strukturen.

Vor allem am Wochenende und mittwochnachmittags wird es eng in der Notaufnahme der Kölner Uniklinik. Die Hausarztpraxen haben geschlossen und viele Patienten kommen dann direkt ins Krankenhaus – manche mit Knochenbrüchen, andere mit Kopfschmerzen oder Herzproblemen. Seit Anfang des Jahres hätten sich 16.500 Menschen mit Gesundheitsproblemen an sie gewandt, sagt Georg Lange-bartels, ärztlicher Koordinator Intensivmedizin. Das sind 70 bis 90 Patienten pro Tag. Die Zahlen steigen seit Jahren. Folge: stundenlange Wartezeiten.

In jedem Fall bis vor einem halben Jahr. Denn seit Mitte Januar befindet sich auf dem Gelände der Uniklinik auch eine Notdienstpraxis der niedergelassenen Ärzte, die von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein betrieben wird. „Das war schon lange unser Wunsch“, betont Langebartels. Diese Praxis stellt nun auch außerhalb der normalen Praxisöffnungszeiten die ambulante Versorgung sicher – zumindest werktags bis 23 Uhr oder an Sonn- und Feiertagen bis 21 Uhr. An der Uniklinik Köln gibt es also schon eine Art „integriertes Notfallzentrum“, wie es sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorstellt, wenn auch nicht in den gleichen Räumlichkeiten. „Und mittlerweile nutzen die Patienten diese Notarztpraxis vermehrt“, berichtet Langebartels.

Ersteinschätzung durch eine ausgebildete Pflegekraft

Eine speziell ausgebildete Pflegekraft begutachtet die Patienten, die sich in der Notaufnahme anmelden – und empfiehlt den leichten Fällen den Wechsel in die Notdienstpraxis. 924 Menschen nutzten das neue Angebot und erhielten innerhalb einer halben Stunde Hilfe von einem niedergelassenen Arzt. „Das ist ein uneingeschränkter Erfolg“, zieht Langebartels ein erstes Fazit. Mehr als 90 Prozent der Patienten seien mit der Behandlung zufrieden gewesen und wollten sich künftig direkt an eine Notarztpraxis wenden, habe zudem eine Befragung gezeigt. „Ich finde die Spahn-Vorschläge sehr gut“, sagt Langebartels. Allerdings sieht er auch, dass die Notdienstpraxis – eine von elf in Köln, in Bonn gibt es fünf – eingeschränkte Öffnungszeiten hat. „Es wäre besser, wenn man diesen Service 24 Stunden am Tag anbieten könnte.“

Tim Flasbeck bewertet die Spahn-Vorschläge zurückhaltender. „Mir sind sie zu eindimensional und praxisfern, obwohl sie gute Elemente enthalten“, sagt der Chefarzt der Notfallambulanz am Bonner Malteser-Krankenhaus. Es reiche nicht, Patienten entsprechend der Ergebnisse einer Ersteinschätzung einfach anders zu verteilen. Für Flasbeck liegen die Probleme von langen Wartezeiten in den Ambulanzen zum großen Teil in unzeitgemäßen Organisationsstrukturen begründet. „Solange für ein freies Bett in Deutschland bis zu 15 Mal telefoniert werden muss, liegt der Ball zu einem großen Teil auch bei uns.“

Veränderungen der Strukturen vor einem Jahr

Die Malteser haben deshalb vor knapp einem Jahr ihre gesamten Strukturen für ihre Notaufnahmen deutschlandweit verändert, an Raumkonzepten, Workflows und Laufwegen gearbeitet. Folge: Während Patienten in manchen Krankenhäusern bis zu zehn Stunden in der Notaufnahme verbrächten, seien es in Bonn durchschnittlich zweieinhalb Stunden. Früher behandelte die Klinik 38 Patienten in 24 Stunden, heute seien es 65, Tendenz steigend. „Und die Rettungswagen steuern uns mit schwierigeren Fällen an, man traut uns mehr zu“, betont Flasbeck. „An der Strukturschraube zu drehen, ist unserer Meinung nach der einzige Weg, um die Effektivität einer Einheit zeitnah und nachhaltig zu steigern.“

Aber auch die Malteser planen schon konkret etwas, was auch Spahn will: einen zentralen Tresen, an dem die Patienten nach einer Ersteinschätzung entweder in die Notfallambulanz oder die Notfallpraxis geschickt werden. „Die Kooperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung und die Umsetzung eines zentralen Tresens sind eine großartige Chance für uns, die Prozesse im Sinne der Patienten weiter zu verbessern“, sagt Flasbeck.

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