Der tiefe Fall der Monarchie Skandale untergraben das Ansehen des spanischen Königshauses

MADRID · Sogar Spaniens konservative Regierung, welche bisher ihre schützende Hand über das Königshaus hielt, zeigt sich "sehr besorgt" über den fortschreitenden Ansehensverlust der Royals. Außenminister Jose Manuel Garcia Margallo sagte, die Ausweitung der Korruptionsaffäre im Königshaus "kommt nicht der Marke Spanien zugute".

Die beiden großen Parteien des Landes, die regierenden Konservativen und die oppositionellen Sozialisten, werten Cristinas Beschuldigung zwar übereinstimmend als positives Zeichen dafür, "dass alle Bürger vor der Justiz gleich sind". Zugleich wächst jedoch die Furcht, dass sich zur tiefen Wirtschaftskrise nun auch noch eine Staatskrise in der höchsten Institution des Landes gesellen könnte.

"Ihre Hoheit beschuldigt", titelt die große nationale Zeitung "El Mundo" auf der ersten Seite und spricht von einer "Atombombe", welche die Zukunft des Königshauses und der Monarchie in Gefahr bringen könne. "Die Beschuldigung bedroht die Krone", urteilt das bürgerliche Blatt. Es begrüßt jedoch grundsätzlich, dass sich nun, nach dem königlichen Schwiegersohn Urdangarin, auch die schon länger als Komplizin unter Verdacht geratene Prinzessin Cristina der Justiz stellen muss.

Die sozialdemokratische Medienkonkurrenz "El Pais" applaudiert ebenfalls und urteilt: "Die Vorladung Cristinas bestätigt, dass der Rechtsstaat in Spanien funktioniert." Die Beschuldigung der 47-jährigen Prinzessin, zweitälteste Tochter von König Juan Carlos, durch einen Untersuchungsrichter ist zwar noch keine Anklage - aber der erste Schritt in diese Richtung. Am 27. April wird Ihre Hoheit vom Ermittlungsrichter in Palma de Mallorca vernommen. Und alleine dieser Vorgang, der einmalig ist in der spanischen Königsgeschichte, signalisiert, dass es im Königspalast lichterloh brennt.

Seit Monaten vergeht keine Woche, ohne dass nicht neue Peinlichkeiten vom Hofe bekannt werden. Auch der 75-jährige Juan Carlos, der Spaniens Staatschef ist, trug persönlich gehörig dazu bei, dass das Ansehen der Royals in den Keller rutschte und der Ruf nach einem demokratisch gewählten Staatsoberhaupt lauter wird.

Juan Carlos musste sich sogar öffentlich entschuldigen, nachdem er auf einer luxuriösen Elefantenjagd in Afrika erwischt wurde, während er seine Untertanen in der spanischen Finanz- und Wirtschaftskrise aufforderte, den Gürtel zum Wohle der Nation enger zu schnallen. "Ich habe mich geirrt", gab der Monarch zu.

Wenig später wurde bekannt, dass Juan Carlos mit einer sehr viel jüngeren "Freundin" auf der Jagd gewesen sein soll. Und dass diese "amiga", die deutsche Geschäftsfrau Corinna Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein, seit gut zehn Jahren dem König verbunden und ihm zu Diensten gewesen sein soll. Spanische Medien schrieben schon von der "heimlichen Königin".

Nach inoffiziellen Angaben wohnte Sayn-Wittgenstein sogar in einer staatlichen Villa nahe des Palastes in Madrid, soll Leibwächter und Limousinen zur Verfügung gehabt haben. Informationen, die im spanischen Parlament die Frage provozierten, ob "Prinzessin Corinna" vom König wohl mit Steuergeldern ausgehalten worden sei? Die Antwort blieb Juan Carlos schuldig. Auch jene auf die Frage nach seinem Privatvermögen, um das sich viele Legenden ranken.

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