Zum Tod von Dario Fo Gelächter und Vernunft

Bonn · Die Theaterwelt nimmt Abschied von Dario Fo, dem italienischen Dramatiker und Literatur-Nobelpreisträger von 1997. Seine respektlosen Farcen sprechen eine derbe, witzige Sprache, sie sind tief in der Tradition der Commedia dell'Arte verwurzelt.

 Dario Fo, aufgenommen 2014 in Stuttgart.

Dario Fo, aufgenommen 2014 in Stuttgart.

Foto: dpa

Es war eine noble Geste. Während das Theater im öffentlichen Bewusstsein immer mehr an Bedeutung abnahm, würdigte das Nobelpreiskomitee 1997 einen seiner prominentesten Autoren. Dario Fo, 1926 in Leggiuno/Varese geboren, war ein virtuoser, temperamentvoller Politclown, der flink auf aktuelle gesellschaftliche und politische Phänomene reagierte und auch aus todernsten Themen noch eine Farce zimmern konnte. „Wir sind überzeugt“, hat er einmal bemerkt, „dass im Gelächter, im Grotesken der Satire, der höchste Ausdruck des Zweifels liegt, die wichtigste Hilfe der Vernunft“.

Ein schöner Gedanke, mit dem Fo sich leichthin über die Tatsache hinwegsetzte, dass seine Possen ein anarchistisches Lachen hervorriefen; es machte nicht etwa bewusst, sondern besinnungslos. Es hat den Erfolg von Stücken wie „Hohn der Angst“ (1981) und „Offene Zweierbeziehung“ (1984) hierzulande nicht beeinträchtigt, dass auf dem Transport vom Italienischen ins Deutsche die politischen Anliegen und der agitatorische Biss des Autors oft verloren gingen.

Die Stockholmer Juroren ergriffen Partei für einen Theatermann, der nie einen Hehl aus seinen Sympathien für den Kommunismus gemacht hatte. Mit seinem politischen Engagement hat er sich naturgemäß nicht nur Freunde gemacht. Viele Gerichtsverfahren zumeist wegen Beleidigung hat er im Laufe seiner Karriere überstanden.

Seine respektlosen Farcen sprechen eine derbe, witzige Sprache, sie sind tief in der Tradition der Commedia dell'Arte verwurzelt. Zu Fos zentralen Werken gehört „Mistero buffo“ (1969), das sich als eine Art aktuelles politisch-religiöses Kabarett auch auf die mittelalterlichen Spielleute, ihre Komik und Mystik bezieht. Fo arbeitete eng mit seiner Frau Franca Rame zusammen. Zu den bekanntesten Stücken des Paars gehörte das Werk „Zufälliger Tod eines Anarchisten“ (1970) über den Fenstersturz eines italienischen Anarchisten beim Polizeiverhör. „Hohn der Angst“ (1981) war eine Groteske, angeregt durch die Entführung und Ermordung des italienischen Politikers Aldo Moro.

Kaum bekannt war, dass Dario Fo auch über 75 Jahre lang zeichnete und malte. Am Donnerstag ist er im Alter von 90 Jahren in Mailand gestorben.

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