Konzert in der Rotunde auf dem Petersberg Pianist Josef Bulva begeistert mit Beethoven und Chopin

Königswinter · Ein Salonstück als Paradebeispiel sezierenden Musizierens? Pianistische Bravour und eine wissenschaftliche Herangehensweise? Dass das zusammenpasst, bewies der 1943 geborene tschechische Pianist Josef Bulva während seines Rezitals in der Rotunde auf dem Petersberg.

 Meister der Zwischentöne: Josef Bulva.

Meister der Zwischentöne: Josef Bulva.

Foto: Barbara Frommann

Die zweite Grande Valse Brillante von Chopin gab er als Zugabe - quasi als Zusammenfassung seines interpretatorischen Ansatzes. Begleitfiguren erscheinen bei Bulva stets in einem anderen Licht, sie führen nicht nur ein Statistendasein.

Aha-Effekte tun sich während des Zuhörens auf. Bulva legt Schichten frei, seziert scharf mit seinem analytischen Verstand, richtet das Ohr das Zuhörers auf sonst oft Vernachlässigtes. An einem Wunder geradezu konnte man während des ausverkauften Konzerts teilnehmen: 1996 hatte Josef Bulva bei einem Sturz seine linke Hand so schwer verletzt, dass die Ärzte ihm das Ende seiner Karriere prophezeiten.

Nach einer 13-jährigen Auszeit spielte sich Bulva mit eiserner Disziplin wieder auf die Bühne zurück. Zu Beginn des Abends Beethovens Sonate op. 27.1. Das einleitende Andante begann er schlicht, geradezu berechnend. Gespenstisch die äußere Ruhe des Pianisten, der stets einfach nur auf seine langen Finger schaute. Diese funktionierten wie ein Uhrwerk. Noch sparte Bulva Kräfte, so schien es, die dann in der Appassionata zur Entfaltung kamen.

Überbordend die Coda des letzten Satzes, das Tempo (fast) an der Grenze zur Hörbarkeit. Nach der Pause führte Bulva das Publikum durch Chopins b-Moll-Sonate; er wies durch sein Spiel auf verborgene Strukturfelder hin wie ein Archäologe, der in der Tiefe gräbt. Im gespenstischen letzten Satz erschienen die "Geister" plastisch konturiert durch Bulvas messerscharfen Anschlag.

Am Ende bot der Pianist Szymanowskis selten gespielte Masques. Szenen ließ er mit seinem durchdachten Spiel erlebbar werden - Episoden aus 1001 Nacht, aus dem Epos Tristan und Isolde und der Geschichte Don Juans. Bulva erntete Standing Ovations an einem Abend, der so leicht nicht in Vergessenheit geraten wird.

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