Beethoven-Fest 2014 Der Pianist Herbert Schuch zu Gast im Beethoven-Haus

Bonn · In seiner neuen Heimat Köln hat sich Herbert Schuch bestens eingelebt. "Die Leute hier sind sehr offen, sehr direkt und sehr freundlich", findet der Pianist. Seine Frau Gülru Ensari, die wie er das Klavierspiel zum Beruf gemacht hat, stimmt ihm da vorbehaltlos zu.

Verzahnt Beethoven und Ligeti: Pianist Herbert Schuch.

Verzahnt Beethoven und Ligeti: Pianist Herbert Schuch.

Foto: Felix Broede

Sie wohnen im vierten Stock einer Wohnung, die kaum mehr als fünf Minuten Fußweg vom Hauptbahnhof entfernt ist. Ideal für Menschen, die viel unterwegs sind.

Dass Herbert Schuch rheinische Gene hätte, kann man nicht sagen: Vor 35 Jahren wurde er im rumänischen Temeswar geboren, zog als Achtjähriger mit seinen Eltern ins bayerische Rosenheim. Ausbildungsbedingt folgte später noch ein Umzug nach Salzburg, wo ihn der große Klavierpädagoge Karl-Heinz Kämmerling unter seine Fittiche nahm, bis Alfred Brendel ihm schließlich den letzten Feinschliff gab.

Im Wohnzimmer der Kölner Wohnung fällt der Blick auf einen Flügel, ein Instrument der Marke Bösendorfer. "Den habe ich als Gewinner des Beethoven-Wettbewerbs in Wien bekommen", erzählt der Pianist. Das liegt mittlerweile neun Jahre zurück. Damals waren Wettbewerbe für ihn von großer Bedeutung. Nicht nur wegen der Preise, sondern vor allem wegen der vielen Möglichkeiten, die sich dem Musiker dadurch eröffneten. 2004 etwa gewann er den "Alessandro Casagrande", dem etliche Auftritte in Italien folgten. "Ich habe in der Zeit Italienisch gelernt", sagt er schmunzelnd.

Doch irgendwann ist die Zeit vorbei, da man als Wettbewerbssieger eingeladen wird. Herbert Schuch ist der Absprung in die künstlerische Unabhängigkeit nahtlos gelungen, er zählt längst zu den gefragtesten Musikern seines Fachs. Heute Abend zum Beispiel tritt er beim Beethovenfest auf.

Das Programm ist ebenso ungewöhnlich wie typisch für ihn. Er beginnt mit Beethovens Bagatellen für Klavier op. 119, die er mit Györgi Ligetis "Musica ricercata" verzahnt, wie er sagt. Schuch: "Wenn sich beim Publikum der Eindruck einstellt, diese Komponisten sind Brüder im Geiste, dann ist das auch für mich ein toller Abend."

Solche "komponierten" Programme - heute Abend folgen noch der wilde "Winnsboro cotton mill blues" des Amerikaners Frederic Rzewski sowie Beethovens letzte Klaviersonate op. 111 - sind für Schuch zwar nicht Bedingung für ein gutes Konzert, aber doch sehr willkommen. Dabei greift Schuch sehr gern Anregungen von außen auf. Die außergewöhnliche Musikzusammenstellung seiner neuen CD "Invocation", die am 2. Oktober bei Naïve erscheint, verdankt sich einem Anruf von Nike Wagner, als sie noch Chefin des Festivals "Pèlerinage" in Weimar war.

"Sie fragte mich, ob ich ein Programm über das Thema 'Anrufung' machen könne." Schuch nahm die intellektuelle Herausforderung an und entwickelte einen Konzertabend, an dem jedes Musikstück mit Glocken zu tun haben würde. Fündig wurde er bei Johann Sebastian Bach, Tristan Murail, Franz Liszt, Olivier Messiaen und Maurice Ravel.

Aber Schuch ist auch ein leidenschaftlicher Kammermusiker. Das verbindet ihn mit seiner Frau, die in Bonn am 19. Februar 2015 zusammen mit einem Bläserensemble im Beethoven-Haus zu erleben ist. Demnächst steht für das Paar aber auch ein vierhändiger Abend auf dem Plan. Am 24. Januar 2015 spielen Schuch und Gülru Ensari in Brüssel unter anderem die vierhändige Version von Strawinskis "Sacre du printemps".

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