Pantheon "Ohne Rolf" zeigt sich "Unferti"

Bonn · Was machen Christof Wolfisberg und Jonas Anderhub aus Luzern, wenn sie ausnahmsweise mal Ferien haben? Tauchen und faul am Strand liegen, wie es ihnen Dr. Th. E. Rapeut geraten hatte? Vielleicht. Plakate umblättern? Ganz gewiss.

Andernfalls hätten die beiden ihre besondere Spielart des Straßentheaters nicht zur Kunstform erheben müssen, die bereits mit einigen Auszeichnungen bedacht wurde; dem "SurPRIX" zum Beispiel, dem Schweizer Innovationspreis, und 2007 mit einem doppelten Prix Pantheon in den Sparten "Frühreif und Verdorben" (Jurypreis) sowie "Klotzen und Glotzen" (TV-Publikumspreis).

Sie haben sich dort mit ihren ersten abendfüllenden Programm "Blattrand" empfohlen und 2009 dem Bonner Publikum den kleinen "Schreibhals" vorgestellt. Um jetzt "Unferti" ins Pantheon zurückzukehren; was in ihrem Fall bloßer Koketterie gleichkommt.

Nach insgesamt 90 ausgesprochen kurzweiligen Minuten wissen wir nun, dass das Umblättern von mehr als 1000 Plakaten mehr als nur abendfüllend sein kann. Und dass sich die beiden Schweizer sich dabei aller denkbaren Kunstgriffe bedienen: wenn Schriftgrößen, variieren, Lautes fett gedruckt wird, das eine in Versalien steht und das andere in Klammern.

Oder wenn der Bücherwurm, der Christofs Plakate zerfrisst, bis nichts mehr davon übrig ist, auf den Namen Ranizki hört - oder eben auch nicht. Die Ähnlichkeit dürfte beabsichtigt und daher gar kein Zufall sein. Erlaubt ist, was gefällt: Man muss auf so etwas nun erst mal kommen.

Ihr wahres, wunderbar-subversives Talent entfalten Wolfisberg und Anderhub nach der Pause in der Figur des anonymen Autors, mit der Papptüte über dem Kopf. Mit ihm beginnt ein raffiniertes Spiel auf unterschiedlichen Ebenen, das die Protagonisten auch noch dazu befähigt, mit einem Kescher die Gedanken aus dem Publikum einzufangen. Und wen das beeindruckt hat, der sollte sich fragen, wer der unbekannte Autor im Publikum ist, auf den zu guter letzt alle Beteiligten verweisen. Stumm, versteht sich, aber deshalb noch lang nicht ohne Worte.

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