Gemini-Tour Macklemore an zwei Tagen im ausverkauften Palladium

Köln · Mit seinem Album "Gemini" steht der Rapper Macklemore an zwei Tagen im Palladium in Köln auf der Bühne. Diesmal ohne den DJ Ryan Lewis.

 Party auf beiden Seiten des Bühnegrabens: Künstler und Fans.

Party auf beiden Seiten des Bühnegrabens: Künstler und Fans.

Foto: Thomas Brill

Seit 2008 sind Macklemore und sein DJ Ryan Lewis ein unzertrennliches Paar. Irgendwann wollte der Rapper dann alleine ein Album machen, das er in seinem Auto hören könnte. Dieses Album, „Gemini“, erfüllte allerdings nicht ganz die hohen Erwartungen. Spannend war es daher, zu sehen und zu hören, wie er es bei seiner aktuellen Tour – an zwei ausverkauften Tagen im Palladium – umsetzen würde.

„Ain’t gonna Die Tonight“ vom neuen Album ist der Beginn eines über 90-minütigen Feuerwerks, das niemanden stillstehen ließ. Ein großes Aufgebot: Macklemore hatte eine Trompeterin, einen Posaunisten, eine Backgroundsängerin, zwei Tänzer und einen Schlagzeuger/Gitarristen mitgebracht. Und auch ein neuer DJ war dabei.

Ben Haggerty, so sein bürgerlicher Name, macht Rap, der ohne nervige Selbstdarstellungen und ohne Hass auskommt. Macklemore kommt aus einem gutbürgerlichen Haushalt, er hat einen Bachelor-Abschluss und er hat jene Ruhe und Entspanntheit, die einen Blick von außen zulässt. Er hat einen politischen Standpunkt. Und er kann feiern.

Der Mann aus Seattle weiß seinen Auftritt perfekt zu inszenieren. Schon nach dem zweiten Stück gibt er einen Einblick in sein Seelenleben. Seine zwei Jahre alte Tochter ist das Teuerste in seinem Leben. Heute hat er mit ihr telefoniert: Zwei Wünsche möchte sie erfüllt haben. Wiener Schnitzel und ihren Lieblingssong „Marmelade“. Und der Papa, der sich auch auf ein kleines Schwesterchen für seine Tochter freut, erfüllt ihren Wunsch. Dramaturgisch hätte man allerdings auf ihn verzichten können.

Wenig später zeigt Macklemore, worum es ihm politisch geht. „Donald Trump bringt die Menschen auseinander“, die deutsche Flüchtlingspolitik hat ihm sehr imponiert. Es folgt „Same Love“, sein eindringlichstes Werk. „Ich dachte, ich sei schwul. Hip-Hop würde mich hassen. Unsere Kultur ist auf Unterdrückung gegründet.“

Bei „Otherside“ von den Red Hot Chili Peppers überschlagen sich seine Worte, als ließe sich das schwer Verständliche kaum in Reime fassen. Dann Märchenstunde: Macklemore greift zu einem fiktiven Onkel aus Köln, der nicht in seiner Show auftreten kann. Großes Bedauern bei seinen Zuhörern. Es erscheint nicht der Onkel, sondern Macklemore als „Ziggy Stardust“, David Bowies Alter-Ego. Man feiert „And We Danced“ wie zu Karneval ab.

Ein furioser Schluss, der alle Dämme brechen lässt. Mit „Glorious“ findet ein Konzerterlebnis sein Ende, das alle glücklich macht.

Ben Haggerty steht alleine auf der Bühne und verabschiedet sich mit dem „Peace“-Zeichen. Call und Response: alle rufen „Peace“. Wir wollen eine friedliche Welt. Alles ist gesagt.

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