Quatuor Cambini beim Brühler Haydn-Festival Klassiker mit himmlischen Längen

Brühl · Der klassischen Trias - Haydn, Mozart und Beethoven - war auch das dritte Konzert des Eröffnungswochenendes beim Haydn-Festival in Brühl gewidmet. Dieses Mal zu hören: das Quatour-Cambini aus Paris, eines der derzeit angesagtesten Originalklang-Streichquartette der Alte Musik-Szene.

Anders als manches einem kratzbürstigen, die Musik gleichsam sezierenden Klangideal verpflichteten Alte-Musik-Ensemble huldigten sie der Schönheit und Homogenität des Klangs, zelebrierten den dunkel-samtigen Ton ihrer Instrumente mit außergewöhnlicher Stringenz.

Eintönig wurde das nicht, auch wenn man sich zuweilen gerade bei so exponierten Stücken wie Wolfgang Amadeus Mozarts Dissonanzen-Quartett durchaus mehr Biss gewünscht hätte. So klang die Einleitung des Kopfsatzes, von der der Beiname des Quartetts herrührt, erstaunlich zahm und fast schon harmonisch. Aber das machten die Musiker mit großer Konsequenz, so auch im sanglichen, schier nicht enden wollenden Adagio. Das Quatuor Cambini ließ sich alle Zeit der Welt, im gemäßigten Menuett ebenso wie im schwungvollen, aber alles andere als überschwänglichen Finale.

Nach dem Mozart ließ man sich sogar so viel Zeit, dass ein Teil des Publikums sich anschickte, bereits in die Pause zu entschwinden. Für Joseph Haydns G-Dur Quartett op. 77 kam man glücklicherweise zurück. Hier konnte man etwa im Adagio mit seinen wunderbar delikat changierenden Kontrasten die unbestrittenen Vorzüge des Quatuor Cambini genießen. Das mit Presto bezeichnete Menuett war allerdings bestenfalls ein Allegretto, wohingegen man das gleichermaßen bezeichnete Finale erstaunlich unbeschwert und locker nahm.

Die unglaublich kultivierte Klangkultur des Ensembles zeigte sich nach der Pause auch bei Ludwig van Beethovens G-Dur Quartett aus dem Zyklus op. 18. Aller Zeitlichkeit enthoben wähnte man sich im Adagio; überraschend musikantisch spielte man hingegen Scherzo und Finale. Hier gingen die vier Musiker mal richtig aus sich raus, vernachlässigten ihre superbe Klangkultur dabei aber keineswegs.

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