Christof Stählin eckt im Contra Kreis Theater an

Der 67-jährige Wortkünstler stellt neues Programm "Deutschland. Wir bitten um Ihr Verständnis" in Bonn vor

Bonn. Wo andere Kabarettisten kumpelig oder aufbrausend gönnerhaft daherkommen, sitzt Christof Stählin ruhig in einem Holzstuhl, etwas vorgelehnt und voll auf sein Publikum konzentriert, keine witzigen Entdeckungen aus Gesellschaft und Politik anpreisend, sondern eher sinnierend.

Der 67-Jährige, der seit den frühen Siebzigern als Wortkünstler unterwegs ist, hat in all der Zeit einen ruhigen Stil bewahrt, mit dem er seinem Publikum keine Meinungen aufbügelt, sondern zum Denken in eine bestimmte Richtung anregt - mit einem sanften, aber deswegen nicht minder spitzen Ellbogen in die Rippen des Zuhörers.

"Deutschland. Wir bitten um Ihr Verständnis" heißt das Programm, dass er im Contra Kreis Theater darbot, abseits der bekannten Kabarettbühnen Bonns. Stählin hinterfragt in dem Programm mit Anekdoten, Liedern und Gedankenspielchen die deutsche Patriotismusskepsis und die Verurteilung jeden Nationalgefühls.

Dabei erkennt er die dunklen Aspekte der deutschen Geschichte absolut an, räumt mehrfach ein, dass der Zweite Weltkrieg "zu Recht" verloren worden sei und lässt sich auf keine Schlussstrichdebatten ein. Die Diskussion über die während der Fußball-WM 2006 ausgebrochene Deutschlandbegeisterung quittiert er hingegen lapidar mit: "Ich glaube, das war einfach so."

Stählin kann mit seinem virtuosen Sprachgebrauch, seiner Poesie und seinem Spiel auf der Vihuela, einem spanisch-arabischen Zupfinstrument, verzaubern und begeistern, Lachstürme sind allerdings nicht sein Ziel. Lieber ist es ihm, auch mal anzuecken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCamp Neue Musik zwischen Wohnwagen
Aus dem Ressort