Forscher ging auf Musik-Recherche bei Kinderkonzert der Oper

"Professor Florestan" entdeckte einen Koffer, den Familie Mozart auf der Durchreise in Bonn vergaß

Forscher ging auf Musik-Recherche bei Kinderkonzert der Oper
Foto: Thilo Beu

Bonn. Anno 1763: Familie Mozart ist auf dem Weg nach Paris. Zwischenstopp in Bonn, man logiert im "Goldenen Karpfen" und besucht das hiesige Schloss.

Was Historiker bisher nicht wussten: Die Mozarts vergessen bei der Abreise Richtung Köln einen Koffer. Zweihundertsechsundvierzig Jahre lag er unentdeckt in einem Gang unter dem Rhein - bis ihn "Professor Florestan" entdeckte, ein in der Szene bislang wenig in Erscheinung getretener Musikhistoriker.

Im Kinderkonzert in der Bonner Oper machte der Forscher den Koffer auf und heraus kam - zunächst eine Maus. Dass Professor Florestan (alias Christian Firmbach) gerne hoch stapelt und tief fällt, war dem jungen Publikum da längst schon klar geworden.

Bereits die Ouvertüre zur "Entführung aus dem Serail" hatte er als Möchtegern-Dirigent am Pult des Beethoven Orchesters verhunzt. Gut, dass bald "Maestro Eusebius" (alias Thomas Honickel) zum Stab griff und den selbstverliebten Professor in Leopold Mozarts "Kindersinfonie" zum "Ratsche"- Spielen verdonnerte.

Seine musikalische Ehre konnte der Professor allerdings mit der "Vogelfänger"-Arie retten. "Professor Florestan und Maestro Eusebius packen aus" heißt die Reihe der Kinderkonzerte, in der Christian Firmbach als mal blasierter, mal tollpatschiger Gelehrter und Thomas Honickel als sein abgeklärter Widerpart bereits Koffer von Schumann, Beethoven, Brahms und Haydn durchstöbert haben.

In Mozarts Reisebox fanden sie erstaunliche Dinge. Etwa das komplette Köchelverzeichnis, was strengen Historikern Kopfzerbrechen bereiten dürfte. Oder Mozart-Kugeln, die Herrn Florestan köstlich mundeten. Des weiteren Mozarts Perücke, seine Kindergeige oder die Bäslebriefe.

Rund um diese Fundstücke strickten die beiden Herren ein unterhaltsames Programm. Honickel spielte Musik des ganz jungen Mozart auf dem Cembalo und präsentierte mit dem BOB die "Nachtmusik", den "Musikalischen Spaß", "Bona nox" (mit Publikumsunterstützung) und die g-Moll-Sinfonie.

Am Schluss bekam jeder Zuhörer Klanghölzchen. Dann gab es nochmal die "Serail"-Ouvertüre - mit hundertfachem Synchronklickern.

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