Kommentar Studie Deutsche Einheit: Immer noch nicht eins

Es lebe der Unterschied. Im Westen wie im Osten der Republik wird kaum jemand bestreiten, dass Lebensgewohnheiten und Lebensgefühl wie auch die Sicht auf ihre Landsleute im jeweils anderen Teil Deutschlands nach wie vor verschieden sind. Hier der Westen, dort der Osten, über allem das vereinte Deutschland.

Das Ergebnis einer neuen Studie hat jetzt zutage gebracht, dass das einst geteilte Deutschland auch 25 Jahre nach der Einheit nur bedingt zusammengewachsen ist. Es gibt ganz offenbar Grenzen der Annäherung. Wen das überrascht, der muss noch mindestens eine Generation warten, bis die Deutschen in West und Ost vermutlich nicht mehr fragen werden, ob jemand aus Schwerin oder aus Freiburg kommt. Eine Generation heißt nochmal rund 25 Jahre. 50 Jahre nach dem formalen Vollzug der deutschen Einheit und der vorausgegangenen friedlichen Revolution der Ostdeutschen wäre dann auch die innere Einheit des Landes geschafft. Ein hartes Stück Arbeit, aber auch ein schönes.

Blühende Landschaften sind das eine. Doch inzwischen ist der Aufbau Ost so weit vorangekommen, dass längst auch bestimmte Regionen im alten Bundesgebiet wieder zum Blühen gebracht werden müssen. Aufbau West. Rivalitäten, Neid und Missgunst helfen beim Zusammenwachsen nicht weiter. 2019 läuft der Länderfinanzausgleich (und mit ihm der Solidarpakt II) aus, der auch für vergleichbare Lebensverhältnisse in allen Landesteilen sorgen soll. Die materielle Einheit ist vermutlich schneller geschafft als die emotionale. Aber irgendwann sind West und Ost dann doch eins.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Helge Matthiesen
zu den weltweiten Militärausgaben
Eine andere Welt
Kommentar zu den weltweiten MilitärausgabenEine andere Welt
Zum Thema
Nur Warten reicht nicht
Kommentar zur Frühjahrsprognose Nur Warten reicht nicht
Falsche Zeichen
Kommentar zum Treffen von Steinmeier mit Erdogan Falsche Zeichen
Bekenntnis zur Truppe
Kommentar zum Veteranentag Bekenntnis zur Truppe
Aus dem Ressort