"Café Society" im Kino Woody Allen bemüht das gute, alte Liebesdreieck

Bonn · Im Dezember letzten Jahres ist Woody Allen 80 geworden und auch in diesem fortgeschrittenen Alter scheint er nicht damit aufhören zu wollen, jedes Jahr einen Film zu drehen. Sein neues Werk heißt "Café Society".

 Jesse Eisenberg spielt diesmal das Alter Ego des Regisseurs, den jungen Bobby.

Jesse Eisenberg spielt diesmal das Alter Ego des Regisseurs, den jungen Bobby.

Foto: dpa

Das umfangreiche Alterswerk von Woody Allen ist von recht heterogener Güte. Meisterwerke wie „Matchpoint“ oder „Blue Jasmine“ stehen neben erfolgreichen Publikumsfilmen à la „Midnight in Paris“ und ausgesprochenen Flops wie „To Rome With Love“ oder „Cassandras Traum“. Sein neuer Film „Café Society“ wirkt ein wenig, als hätte Allen sich ihn selbst zum Achtzigsten geschenkt.

Dafür spricht nicht nur die lange Einladungsliste, die von Kristen Stewart, Jesse Eisenberg und Steve Carell angeführt wird, sondern auch das historische Setting des Films, der in Los Angelas und New York vor ziemlich genau achtzig Jahren angesiedelt ist. Auf einer Geburtstagsparty will man sich mit Vertrautem umgeben, ein bisschen Resümieren, aber vor allem seinen Spaß haben und sich keine allzu großen Sorgen machen. Und so ist aus „Café Society“ ein liebenswürdiger, aber keineswegs großartiger Woody-Allen-Film geworden.

Jesse Eisenberg spielt diesmal das Alter Ego des Regisseurs, den jungen Bobby, der aus bescheidenen, jüdischen New Yorker Verhältnissen zum reichen Onkel nach Los Angeles geschickt wird. Phil Stern (Steve Carell) ist ein erfolgreicher Hollywood-Agent, der schon Fred Astaire, Gary Cooper, Ginger Rogers und Judy Garland unter Vertrag hatte. Die Welt der Stars und Partys, in die der Onkel den etwas schüchtern-linkischen Neffen einführt, ist aufregend, aber am aufregendsten findet Bobby die Sekretärin Veronica, genannt Vonnie (Kristen Stewart).

Die stellt allerdings schon bald klar, dass sie schon vergeben ist und den netten Bobby nur als guten Kumpel in Gebrauch nehmen will. Da der unbekannte Geliebte ein verheirateter Mann ist, kommt es zu einigen beziehungsstrategischen Verwerfungen, aus denen Bobby zeitweise amouröses Kapital schlagen kann, aber am Ende als Verlierer hervorgeht. Er kehrt nach New York zurück, steigt dort als Manager des Nobel-Clubs „Café Society“ ein, der von seinem schwerkriminellen Bruder geführt wird.

Eine andere Veronica (Blake Lively), die Juden „exotisch und mysteriös“ findet, ist schnell gefunden und der Familiennachwuchs schon bald unterwegs. Aber dann taucht Vonnie zu einer Stippvisite in New York auf, und die beiderseitigen Gefühle füreinander flammen wieder auf. In „Café Society“ bemüht Woody Allen erneut das gute, alte Liebesdreieck, das schon einige seiner älteren Arbeiten wie „Manhattan“ angetrieben hat. Große Gefühle, falsche Entscheidungen, harte Enttäuschungen und die Sehnsucht nach jenem anderen verpassten Leben treiben den Plot an.

Natürlich manövriert Allen die Story in weitem Bogen um deren melodramatisches Potenzial herum mitten hinein in die Gewässer der leichten Komödie, wo Herzensangelegenheiten nach ihrem Unterhaltungswert bemessen werden. Das ist sehr nett und mit liebenswürdigen Charakteren bestückt, bleibt aber durch eine etwas zu altersgelassene Herangehensweise auch ein wenig oberflächlich. Der Plot plätschert munter dahin und verästelt sich vielfältig, ohne jedoch ins produktiv Chaotische abzudriften.

Ab und an werden ein paar Allen'sche Bonmots und süffisante Lebensweisheiten eingestreut, die aber eher wie Fußnoten wirken und keine nachhaltige Relevanz entwickeln. Zusammengehalten wird das zahme Erzählgefüge durch die pointierten schauspielerischen Leistungen, vor allem von der fabelhaften Kristen Stewart, die auch in diesem historischen Setting einiges an Strahlkraft entwickelt. Die hervorragende Kameraarbeit des legendären Vittorio Stararo („Der letzte Tango von Paris“) und die stilvolle Ausstattung des langjährigen Allen-Weggefährten Santo Loquasto lassen zumindest optisch keine Langeweile aufkommen.

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